Der Cervelat sorgt für hitzige Diskussionen
AARAU. Eine Schule und eine Mädchenriege empfahlen, kein Schweinefleisch mitzunehmen. Experten kritisieren das Vorgehen.
KONTROVERS Svp-nationalrat Andreas Glarner hat eine Kontroverse um das Grillieren von Schweinefleisch an Schulbuffets losgetreten. Der Politiker machte über Facebook bekannt, dass beim Abschlussfest einer Mädchenriege im Aargau Cervelats verboten seien – weil die Würste wegen des Schweinefleischs auf dem Grill nicht neben den Grilladen der muslimischen Kinder liegen dürften. Auch die Schule in Strengelbach empfahl in einem Brief, für den Abschlusszmittag kein Schweinefleisch mitzunehmen, damit alle davon essen könnten.
Integrationsexperte Thomas Kessler vermutet, dass es die Schule mit dieser Empfehlung gut gemeint hat. «Womöglich sollte das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Jedoch hat die Schulleitung nicht überlegt, dass durch die Einschränkung Erklärungsbedarf entsteht.»
Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, betont: «Wer aus welauch chen Gründen immer eine spezielle Verpflegung braucht, sollte sich selber darum kümmern.» Auf Essgewohnheiten verzichten müssen solle aber niemand.
Daniel Kachel, Präsident des Vereins der Sekundärlehrkräfte des Kantons Zürich, findet die Em pfehlungen im Aargau übertrieben. «Die Schule sollte sich auf Spezialwünsche nicht derart einlassen.» Grünen-politikerin Nancy Holten bezeichnet die Empfehlung der Schule gar als «Quatsch»: «Wenn die Schule Zugeständnisse an eine Gruppe macht, müsste sie es auch an andere tun
können. Doc hd as w äre zu viel des Guten.» Glarner will nun 2000 Cervelats für Schulen und Ferientreffs spenden. Holten begrüsst es, dass er Kindern helfen will, doch die Aktion habe einen fahlen Beigeschmack: «Damit schliesst er bewusst muslimische Kinder aus.»