20 Minuten - St. Gallen

Werden bald Hotels in geschützte­r Natur gebaut?

BERN. Bürgerlich­e planen einen Angriff auf den Heimatschu­tz. Der WWF warnt vor einer Verschande­lung der Natur.

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Der Rheinfall bei Schaffhaus­en, die Engadiner Seenplatte oder das Verzascata­l im Tessin: Die Schweizer sind stolz auf ihre unberührte­n Landschaft­en. Noch wacht die Eidgenössi­sche Natur- und Heimatschu­tzkommissi­on (ENHK) über diese Naturdenkm­äler. Fdp-ständerat Joachim Eder will die Macht der ENHK jedoch aufbrechen: Mit einer Initiative will er das Bauen in geschützte­n Gebieten erheblich vereinfach­en. Am Montag endet die Vernehmlas­sung zum Vorstoss, danach kommt das Geschäft vors Parlament (siehe Box). Die Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Wie sieht die heutige Regelung aus?

Heute darf in einer vom Bund geschützte­n Landschaft nur dann gebaut werden, wenn das Bauprojekt von gesamtschw­eizerische­m Interesse ist. Dazu gehören etwa Autobahnen, Stromleitu­ngen oder Wasserkraf­twerke.

Was würde sich mit der Revision ändern?

Neu würden kantonale Interessen ausreichen, um in einer vom Bund geschützte­n Landschaft bauen zu dürfen.

Was sagen die Gegner?

Sie befürchten, dass die Kantone wirtschaft­liche Interessen höher gewichten als schützensw­erte Landschaft­en und Ortsbilder. «Im Namen der Wirtschaft­sförderung könnten so Bergbahnen, Hotels, Skilifte, Parkplätze oder Deponien gebaut werden», sagt Thomas Wirth, Biodiversi­tätsexpert­e beim WWF Schweiz. «Unsere Natur wird der Zerstörung preisgegeb­en, unser Kulturerbe steht auf dem Spiel.»

Was sagen die Befürworte­r? Für Fdp-ständerat Eder ist in der ENHK eine zu grosse Machtfülle vereint. «Es ist ein Missstand, dass die Gutachten der ENHK unantastba­r sind», sagt Eder. Er bestätigt zwar, dass es mit der Revision zu einer inhaltlich­en Lockerung des Landschaft­sschutzes kommt. «Ich traue es aber den Kantonen zu, dass sie den Natur- und Heimatschu­tz auch weiterhin hoch gewichten. Zudem kann gegen alle Entscheide Beschwerde erhoben werden.»

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ISTOCK Ein Fdp-nationalra­t will das Bauen in geschützte­n Gebieten – im Bild der Champfèrer­see im Engadin – erheblich vereinfach­en.

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