Werden bald Hotels in geschützter Natur gebaut?
BERN. Bürgerliche planen einen Angriff auf den Heimatschutz. Der WWF warnt vor einer Verschandelung der Natur.
Der Rheinfall bei Schaffhausen, die Engadiner Seenplatte oder das Verzascatal im Tessin: Die Schweizer sind stolz auf ihre unberührten Landschaften. Noch wacht die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) über diese Naturdenkmäler. Fdp-ständerat Joachim Eder will die Macht der ENHK jedoch aufbrechen: Mit einer Initiative will er das Bauen in geschützten Gebieten erheblich vereinfachen. Am Montag endet die Vernehmlassung zum Vorstoss, danach kommt das Geschäft vors Parlament (siehe Box). Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie sieht die heutige Regelung aus?
Heute darf in einer vom Bund geschützten Landschaft nur dann gebaut werden, wenn das Bauprojekt von gesamtschweizerischem Interesse ist. Dazu gehören etwa Autobahnen, Stromleitungen oder Wasserkraftwerke.
Was würde sich mit der Revision ändern?
Neu würden kantonale Interessen ausreichen, um in einer vom Bund geschützten Landschaft bauen zu dürfen.
Was sagen die Gegner?
Sie befürchten, dass die Kantone wirtschaftliche Interessen höher gewichten als schützenswerte Landschaften und Ortsbilder. «Im Namen der Wirtschaftsförderung könnten so Bergbahnen, Hotels, Skilifte, Parkplätze oder Deponien gebaut werden», sagt Thomas Wirth, Biodiversitätsexperte beim WWF Schweiz. «Unsere Natur wird der Zerstörung preisgegeben, unser Kulturerbe steht auf dem Spiel.»
Was sagen die Befürworter? Für Fdp-ständerat Eder ist in der ENHK eine zu grosse Machtfülle vereint. «Es ist ein Missstand, dass die Gutachten der ENHK unantastbar sind», sagt Eder. Er bestätigt zwar, dass es mit der Revision zu einer inhaltlichen Lockerung des Landschaftsschutzes kommt. «Ich traue es aber den Kantonen zu, dass sie den Natur- und Heimatschutz auch weiterhin hoch gewichten. Zudem kann gegen alle Entscheide Beschwerde erhoben werden.»