«Ich musste 10 Tonnen Zucchetti entsorgen»
ZÜRICH. Gemüse gedeiht derzeit prächtig. Doch durch die Überschüsse geraten die Preise unter Druck. Teilweise lohnt sich die Ernte nicht mehr.
Die optimalen Wetterbedingungen sorgen dafür, dass Schweizer Gemüse derzeit im Überfluss wächst. Das drückt die Preise. Betroffen sind besonders Rüebli, Sellerie und Kabis, von denen noch bis im Frühjahr grosse Mengen aus dem Vorjahr eingelagert waren. Das Überangebot bringt die Produzenten nun in Bedrängnis: Laut «Schweizer Bauer» lohnt es sich für einige nicht mehr, zu diesen tiefen Preisen ihre Ware zu verkaufen, worauf das Gemüse in der Biogasanlage landet oder weggeworfen wird. «Wir haben deshalb auch Waren entsorgt», sagt ein Ostschweizer Produzent. Gemüsegärtner Hans Blaser aus Ruswil LU sagt zu 20 Minuten, dass er kürzlich 10 Tonnen Zucchetti habe unterpflügen müssen: «Die Erntemengen waren deutlich grösser als die möglichen Verkäufe.»
Auch Gemüseproduzent Andreas Eschbach aus Füllinsdorf BL musste 1,6 Tonnen Wirz schreddern. Angesichts des Schweizer Wochenverbrauchs von 55 Tonnen sei das wenig. Trotzdem sagt er: «Das tut weh.» Dass zu viel produziert wird, liegt laut Eschbach am Drang grosser Produzenten, ihre Anbaufläche immer weiter zu vergrössern.
Der Gemüsemarkt sei stark wetterabhängig, erklärt ein Marktkenner. Zudem bestünden oft nur nicht bindende Abnahmeversprechen für gewisse Mengen und keine festgelegten Preise. Werde zu viel produziert, sänken die Preise, in Ausnahmefällen überstiegen die Kosten für die Ernte den Verkaufserlös. Matthias Zurflüh vom Schweizerischen Gemüsehandel Swisscofel betont: «Wer einfach auf gut Glück produziert, ohne im Voraus einen Abnehmer anzubinden , da rf nicht jammern.»