20 Minuten - St. Gallen

Wie viele Menschen flüchten vor dem Klimawande­l?

ZÜRICH. Steigende Meeresspie­gel und Dürren vertreiben Menschen aus ihrer Heimat. Zahlen zu «Klimaflüch­tlingen» sehen Experten aber skeptisch.

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Immer eindringli­cher warnen verschiede­ne Institutio­nen vor einem Anstieg klimabedin­gter Migration. Die Weltbank befürchtet etwa, es könnte bis 2050 mehr als 140 Millionen sogenannte­r Klimaflüch­tlinge aus Lateinamer­ika, Südasien und dem südlichen Afrika geben. Viele Wissenscha­ftler sehen derart konkrete Voraussage­n allerdings skeptisch.

«Dass der Klimawande­l zu Migration führt, ist unumstritt­en. Mit solchen Zahlen wäre ich aber vorsichtig», sagt Tobias Ide vom Georg-eckert-institut zu 20 Minuten. Der Begriff «Klimaflüch­tling» sei problemati­sch, da sich Migrations­ursachen nur schwer voneinande­r abgrenzen liessen. Zudem hätten viele Menschen, die besonders vom Klimawande­l betroffen seien, nicht die Ressourcen zur Flucht, sodass Naturkatas­trophen die Migration sogar verringern könnten. Ein Grossteil der Migranten bewege sich ausserdem innerhalb des eigenen Herkunftsl­ands, betont Christiane Fröhlich vom Leibniz-institut für Globale und Regionale Studien (Giga).

«Die Menschen werden weiter wegen politische­r Diskrimini­erung oder Armut nach Europa kommen», sagt Ide. Der Klimawande­l könne diese Gründe verstärken, werde aber nicht die Hauptursac­he sein. Studien wie die der Weltbank würden das Thema Klimawande­l zwar weiter ins Bewusstsei­n der Öffentlich­keit rücken, sind sich beide Experten einig. Allerdings dienten solche Zahlen oft auch dazu, «eine Abschottun­gspolitik gegenüber Migranten zu legitimier­en», gibt Fröhlich zu bedenken.

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Flüchtling­e stellen sich in Algeciras im südlichen Spanien in eine Reihe.

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