«Klimaschutz-massnahmen müssen bequem sein»
ZÜRICH. Konsumenten tun sich schwer, wenn es darum geht, die Umwelt zu schützen. Das dürfte auch die Hitze nicht ändern, sagt Wirtschaftspsychologe Jörn Basel.
Selten kann man sich die globale Erwärmung so gut vorstellen, wie wenn die Schweiz unter Hitze leidet. Wie wirkt das auf unser Konsumverhalten? Ein Gespräch mit dem Konsumpsychologen.
Warum klagen Menschen über
den Klimawandel, obwohl sie selbst mit Billig-airlines reisen und das ganze Jahr Südfrüchte essen?
Solche Widersprüche sind für Psychologen nicht ungewöhnlich. Wir nennen dieses Phänomen «Actionintention Gap», eine Lücke zwischen Vorhaben und Handeln.
Woher kommt dieser Gap?
Er ist Teil der menschlichen Natur, gerade wenn ein Phänomen schwer greifbar ist. Ein globaler Temperaturanstieg ist für uns nicht erfassbar. Die Folgen sind abstrakt.
Ist es denkbar, dass die Leute wegen der Hitze nachhaltiger einkaufen?
Der Einfluss der Hitze dürfte eher gering sein. Es ist für Konsumenten schwierig, einen Artikel mit globaler Erwärmung in Verbindung zu bringen. Die Leute sehen die negativen Konsequenzen, mit denen ein Landwirt zu kämpfen hat, gar nicht.
Was müsste geschehen, damit wir Massnahmen ergreifen würden?
Die Themenrelevanz muss hochgehalten werden. Wenn ich sie nicht sehe, beschäftige ich mich nicht damit. Andererseits müsste man Massnahmen zum Klimaschutz so bequem wie möglich machen.
Was können Händler tun?
Wenn man es ernst meint, können Händler den Konsumenten in Richtung nachhaltiger Produkte lenken. Die Art und Weise, wie Lebensmittel präsentiert werden, hat viel Einfluss darauf, wie viel davon gekauft wird.
Konsumenten haben oft das Gefühl, mit ihrem Verhalten nichts ausrichten zu können. Diese Wahrnehmung ist nicht ganz falsch, denn die einzelne Person macht nicht den grossen Unterschied – auch wenn die Summe der Einzelpersonen etwas ausmacht. Beim individuellen Verhalten ist es vor allem wichtig, dass man selbst ein reines Gewissen hat.