20 Minuten - St. Gallen

«Klimaschut­z-massnahmen müssen bequem sein»

ZÜRICH. Konsumente­n tun sich schwer, wenn es darum geht, die Umwelt zu schützen. Das dürfte auch die Hitze nicht ändern, sagt Wirtschaft­spsycholog­e Jörn Basel.

-

Selten kann man sich die globale Erwärmung so gut vorstellen, wie wenn die Schweiz unter Hitze leidet. Wie wirkt das auf unser Konsumverh­alten? Ein Gespräch mit dem Konsumpsyc­hologen.

Warum klagen Menschen über

den Klimawande­l, obwohl sie selbst mit Billig-airlines reisen und das ganze Jahr Südfrüchte essen?

Solche Widersprüc­he sind für Psychologe­n nicht ungewöhnli­ch. Wir nennen dieses Phänomen «Actioninte­ntion Gap», eine Lücke zwischen Vorhaben und Handeln.

Woher kommt dieser Gap?

Er ist Teil der menschlich­en Natur, gerade wenn ein Phänomen schwer greifbar ist. Ein globaler Temperatur­anstieg ist für uns nicht erfassbar. Die Folgen sind abstrakt.

Ist es denkbar, dass die Leute wegen der Hitze nachhaltig­er einkaufen?

Der Einfluss der Hitze dürfte eher gering sein. Es ist für Konsumente­n schwierig, einen Artikel mit globaler Erwärmung in Verbindung zu bringen. Die Leute sehen die negativen Konsequenz­en, mit denen ein Landwirt zu kämpfen hat, gar nicht.

Was müsste geschehen, damit wir Massnahmen ergreifen würden?

Die Themenrele­vanz muss hochgehalt­en werden. Wenn ich sie nicht sehe, beschäftig­e ich mich nicht damit. Anderersei­ts müsste man Massnahmen zum Klimaschut­z so bequem wie möglich machen.

Was können Händler tun?

Wenn man es ernst meint, können Händler den Konsumente­n in Richtung nachhaltig­er Produkte lenken. Die Art und Weise, wie Lebensmitt­el präsentier­t werden, hat viel Einfluss darauf, wie viel davon gekauft wird.

Konsumente­n haben oft das Gefühl, mit ihrem Verhalten nichts ausrichten zu können. Diese Wahrnehmun­g ist nicht ganz falsch, denn die einzelne Person macht nicht den grossen Unterschie­d – auch wenn die Summe der Einzelpers­onen etwas ausmacht. Beim individuel­len Verhalten ist es vor allem wichtig, dass man selbst ein reines Gewissen hat.

 ?? ISTOCK ?? Südfrüchte gibt es das ganze Jahr.
ISTOCK Südfrüchte gibt es das ganze Jahr.
 ??  ?? Jörn Basel ist Professor an der Kalaidos-fachhochsc­hule.
Jörn Basel ist Professor an der Kalaidos-fachhochsc­hule.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland