Italien will Flüchtlinge direkt nach Libyen zurückschicken
ROM. Ein italienisches Schiff mit Migranten darf nirgends anlegen. Innenminister Salvini droht mit Rückführung.
Italien will Bootsmigranten direkt nach Libyen zurückschicken, wenn andere Eu-länder diese nicht aufnehmen wollen. Den Anfang will Rom mit 177 Migranten machen, die seit drei Tagen auf einem Schiff der italienischen Küstenwache auf hoher See ausharren und keinen Aufnahmehafen finden. «Entweder entscheidet sich Europa ernsthaft, Italien konkret zu helfen, angefangen zum Beispiel bei den 180 Einwanderern an Bord des Schiffes Diciotti, oder wir werden das tun, was das Geschäft der Schlepper für immer beendet», sagte Innenminister Matteo Salvini gestern, und drohte: «Das heisst, die im Meer geretteten Flüchtlinge nach Libyen zurückschicken.»
Die Europäische Union und die Vereinten Nationen weisen darauf hin, dass die Rückführung in ein Land, in dem Migranten Missbrauch und Folter drohten, internationales Recht brechen würde. Dazu wird Libyen gezählt. Die Diciotti hatte am Donnerstag 190 Migranten von einem Boot in der Suchund Rettungszone Maltas aufgenommen. Die Italiener brachten 13 Menschen, die dringend medizinische Hilfe benötigten, auf die italienische Insel Lampedusa. Die anderen sollte die Diciotti nach Malta bringen. Dort sagten die Behörden, die Migranten hätten jede Hilfe verweigert, sie wollten zurück nach Lampedusa. Italien und Malta streiten darüber, wer für die im Mittelmeer geretteten Migranten verantwortlich ist.