Goldhändler umgarnt getrennte Ehepaare
ZÜRICH. Was soll man nach dem Eheaus mit dem Ring tun: wegwerfen, eingraben oder verkaufen?
Sobald die Ehe endet, ist der Ring überflüssig. Er wird im Müll entsorgt, auf Ebay versteigert, entschwindet in einem Schmuckkästchen der Erinnerung – oder landet im See. Diese Erfahrung machte auch die Wasserschutzpolizei Zürich, die noch heute auf der Suche nach dem Eigentümer eines Eherings mit der Gravur «22.8.15» ist, den sie kürzlich bei einem Tauchgang im See gefunden hat.
Auf Facebook finden geschiedene Personen die passende Inspiration: «Ich habe meinen Ehering in den See geworfen, ich hoffe, er wird nicht gefunden», schreibt S. K.* Für Fabio Luraschi, der in Zürich die Goldankauf-firma Erwin Dietrich AG betreibt, wäre ein Verkauf weit pragmatischer: «Täglich kommen Leute mit Eheringen zu uns, die uns erzählen, dass sie den Ring zunächst in die Limmat werfen wollten.» Daher buhle er mit Werbung um Paare in Scheidung. «Statt mit den Eheringen den See zu verschmutzen, könnten getrennte Eheleute mit dem Geld noch ein paar Cüpli trinken gehen – das hat es auch tatsächlich schon gegeben.» Gemäss Luraschi geht es den meisten Ehering-verkäu- fern nicht um das Geld, sie seien oft einfach nur froh, sich des Ringes entledigen zu können: «Für sie ist es wichtig, einen Schlussstrich ziehen zu können.»
Das bestätigt Chantal Eichenberger von der Basler Goldbörse: «Die meisten wollen tatsächlich ‹Altlasten› entsorgen.» Einige würden sogar zugeben, dass sie den Ring am liebsten in den Rhein geworfen hätten. «Aus finanziellen Gründen entschieden sie sich aber anders.» Manchmal sei jedoch auch Rache im Spiel: «Erst letzte Woche hat uns ein Kunde seinen alten Ehering verkauft und zwar nur, weil seine Ex-frau kurz zuvor ihren ebenfalls bei uns verkauft hatte.»
*Name der Redaktion bekannt