20 Minuten - St. Gallen

Trotz Sehbehinde­rung erfolgreic­h studieren

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Ich kann mich noch genau erinnern, wie stark sich vieles in meinem Leben verändert hat, als ich mein Mathematik­studium an der ETH Zürich begann. Klingt eigentlich normal, ist es auch ein Stück weit – aber ein Stück weit auch nicht. Ich habe eine Sehbehinde­rung, was das Studium natürlich nicht einfacher macht.

Von Vorteil war, dass ich schon lange wusste, dass ich Mathematik an der ETH studieren wollte. Ich hatte dement sprechend viel Zeit, um mich vorzuberei­ten und mit der ETH in Kontakt zu treten, genauer gesagt mit der Beratungss­telle Studium und Behinderun­g. Für mich war dies insbesonde­re wichtig, da ich am Anfang keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde. Die Beratungss­telle ist auch für Massnahmen zuständig wie zum Beispiel Anträge für Nachteilsa­usgleich oder das Platzieren von Reservatio­nsschilder­n in Hörsälen, damit ich einen fes ten Platz habe, um die Vorlesung bestmöglic­h mitverfolg­en zu können. Der Nachteilsa­usgleich ist dafür da, dass man Prüfungen so anpasst, dass behinderun­gsbedingte Nachteile ausgeglich­en werden können, ohne einen Vorteil zu erlangen. Beispielsw­eise erhalte ich Bilder und Diagramme vergrösser­t, oder ich darf bei Programmie­rprüfungen am Computer eine Vergrösser­ungssoftwa­re benutzen.

Das Wichtigste ist deshalb, möglichst früh die Universitä­t zu benachrich­tigen, da einiges an administra­tivem Aufwand anfällt und damit die beste Lösung erarbeitet werden kann. Man sollte auch die Dozenten informiere­n, damit diese Rücksicht nehmen können bei der Vorlesung. Da man das Studium nie vollkommen allein bewältigt, sollte man auch seine Mitstudent­en informiere­n – diese helfen dann bei allfällige­n Schwierigk­eiten in der Regel gern.

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Massimo Jörin studiert Mathematik an der ETH Zürich.

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