«Der Rücktritt ist eine Chance für die CVP»
BERN. Politologe Louis Perron sieht in Doris Leuthards Abgang eine Chance für ihre Partei.
Herr Perron, Doris Leuthard war eine sehr erfolgreiche Bundesrätin. Verliert die CVP jetzt ihre Wahllokomotive?
Zweifellos war Doris Leuthard eine Wahllokomotive. Sie kam in der Bevölkerung sehr gut an und konnte ihre Argumente erfolgreich vorbringen. Mittlerweile wurde sie aber vor allem als Bundesrätin und nicht explizit als Cvp-vertreterin wahrgenommen. Im Rücktritt von Doris Leuthard sehe ich für die Partei auch eine Chance. Warum?
Die Ersatzwahlen könnten der CVP einen Impuls geben. Der Partei sind ein paar Wochen angenehme Presse sicher: Es folgen Rückblicke auf die er- folgreichen 13 Amtsjahre von Doris Leuthard, und neue Cvp-gesichter machen die Runde. Der Normalbürger sieht, wer die Leute hinter der CVP sind.
Schafft die Partei nun den Turnaround?
Nein, das allein genügt nicht. Die CVP hat fundamentalere Probleme. Sie befindet sich in strukturellen
Schwierigkeiten.
Weil die
Mitte nicht mehr gefragt ist? Nein. Herr und Frau Schweizer sind sehr in der Mitte positioniert. Es wird immer eine starke Mitte geben. Es braucht aber wahrscheinlich längerfristig nicht drei bis fünf Mitteparteien. Die CVP steht im Konflikt zwischen den Stammlanden und dem eher sozialliberalen und urbaneren Kurs. Die CVP muss einen eleganten Spagat schaffen. Gerhard Pfister schloss gestern eine eigene Kandidatur aus. Könnte sich das noch ändern?
Vielleicht. Für die CVP wäre es aber nicht gut, wenn ihr Präsident ein Jahr vor den eidgenössischen Wahlen wochenweise mit der eigenen Kandidatur beschäftigt wäre.