Warum zahlen wir lieber mehr, statt zu wechseln?
ZÜRICH. Faulheit ist nicht der einzige Grund, warum die Schweizer keine Hypotheken vergleichen oder ihre Krankenkasse wechseln.
Geht es um Krankenkassen, Hypotheken oder Telecom-angebote, sind wenig Schweizer bereit, ihren Anbieter zu wechseln oder auch nur Preise zu vergleichen. Dies zeigt eine neue Studie des Vergleichsdiensts Comparis zum Thema Eigenheim-hypothek: 70 Prozent der befragten Hypothekarnehmer wählen zur Finanzierung einer Immobilie ihre Hausbank, obwohl sich ein Wechsel finanziell lohnen könnte (siehe Tabelle). Ein Viertel der Befragten verzichtet komplett auf einen Zinsvergleich der verschiedenen Anbieter.
Woran liegt es, dass die Wechselbereitschaft vieler Konsumenten trotz Sparpotenzial so tief ist? Sind sie einfach zu faul? Nein, meint Dominique Roten, Sprecher des Konsumentenforums: «Es herrscht Überforderung», erklärt er auf Anfrage von 20 Minuten. «Die Konsumenten haben einen Tarifdschungel vor sich und wollen oder können Preisververgleichsportale im Internet nicht nutzen.» Eine weitere Schwierigkeit sei, dass Krankenkassen, Versicherungen und Banken «Produkte anbieten, die sich teilweise im Aufbau markant unterscheiden und sich nur schwer vergleichen lassen», so Roten.
Rafael Huber, Dozent für Wirtschaftspsychologie an der ZHAW, weist auf die sogenannte Status-quo-verzerrung hin, die viele Kunden hätten: «Gewisse Kosten spürt man erst, wenn sie wegfallen.» Erst wenn sie weniger für eine Versicherung ausgeben, würden die Konsumenten merken, dass sie nun mehr Geld für andere Dinge haben, so der Experte.