20 Minuten - St. Gallen

Skandal-boxer Rocchigian­i ist tot

ROM. Der frühere Boxweltmei­ster Graciano Rocchigian­i ist nach einem Verkehrsun­fall in Italien mit 54 Jahren gestorben.

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Skandal. Dieses Wort begleitete Graciano Rocchigian­i ein Leben lang. Er legte sich mit Bruder Ralf – ebenfalls Boxweltmei­ster – und mit Dutzenden Polizisten an. Er brach einem Hausmeiste­r die Nase. Er fuhr seinen Mercedes betrunken zu Schrott. Er sass mehrmals im Gefängnis. Er war alkoholsüc­htig. Er verdiente Millionen und verprasste alles, lebte nach seiner Karriere lange von Hartz IV. «Mal biste oben, mal biste unten», sagte der Mann mit der Berliner Schnauze, der auch eine liebenswür­dige, zarte Seite hatte, einmal. Treffender hätte er sein Leben nicht beschreibe­n können.

Die privaten Turbulenze­n standen im krassen Gegensatz zu «Rockys» Erfolgen. Im September 1983 gab er sein Profidebüt, viereinhal­b Jahre später wurde er mit 24 Ibf-weltmeiste­r im Supermitte­lgewicht. Bis heute ist er Deutschlan­ds jüngster Boxweltmei­ster. Legendär waren die Kämpfe gegen Landsmann Henry Maske 1995, die als «Gut gegen Böse», als «Gentleman gegen Raufbold» apostrophi­ert wurden. Rocchigian­i verlor zweimal, wobei das Urteil des ersten Kampfes umstritten war. 2003 trat er nach 41 Siegen, 6 Niederlage­n und 1 Unentschie­den zurück.

Gestern wurde der 54-Jährige in Italien als Fussgänger von einem Auto erfasst und verstarb an den Folgen der Verletzung­en. Gemäss «Bild» hinterläss­t er eine Freundin und zwei kleine Kinder.

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IMAGO Raufbold gegen Gentleman: Graciano Rocchigian­is (l.) Kämpfe gegen Henry Maske waren legendär.

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