Zugeflogene Krähe Johnny reitet und fährt gern Auto
GOSSAU. Eine Rabenkrähe begleitet Ursula Hug auf Schritt und Tritt. Sie fährt mit ihr Auto und reitet auf ihrem Pferd.
Plötzlich sass der schwarze Vogel neben ihr. Das war vor sechs Wochen, als sich Ursula Hug (65) auf einem Stein in Gossau ZH ausruhte. «Ich redete mit ihm», so die Leser-reporterin. Seither verfolge er sie hartnäckig. Sobald sie ihr Haus verlasse, sei er da. «Er fliegt auf meinen Spaziergängen ein paar Meter neben mir oder setzt sich auf mich.» Futter habe Hug ihm noch nie gegeben. Wenn sie ins Auto steigt, setzt sich die Krähe, die sie Johnny taufte, auf den Seitenspiegel oder auf die Motorhaube: «Er begleitet mich dann circa einen halben Kilometer.» Ebenfalls reite er gern auf ihrem Pferd Lahik: «Er zupft auf seinem Rücken mit dem Schnabel in seinem Fell.» Dass Lahik dies zulasse, sei erstaunlich: «Eigentlich sind Pferde Fluchttiere.» Hug glaubt, dass Johnny von Menschen aufgezogen wurde: «Er trägt einen Ring um den Fuss.» Sie würde sich freuen, wenn er seinen Besitzer wiederfinden könnte. So lange geniesst sie seine Anwesenheit: «Es ist so berührend.»
Laut Livio Rey, Biologe bei der Vogelwarte Sempach, handelt es sich um eine Rabenkrähe. Er bestätigt, diese komme wahrscheinlich aus einer Zucht und sei von Menschen aufgezogen oder zumindest sehr lange gehalten worden: «Darauf weisen der Ring und das zutrauliche Verhalten hin.» Nun suche Johnny wohl Nähe und Zuwendung. Dass der Vogel auf dem Pferd sitzt und auf dem Auto mitfährt, erstaunt ihn nicht: «Krähen gehören zu den intelligentesten Tieren überhaupt und lernen schnell.»