Und darum gibts nie tiefere Prämien
ZÜRICH. Beim Gesundheitssystem will man sparen. Doch neue Gesetze und Forderungen sabotieren das Vorhaben.
BERN. So wird der Kampf gegen höhere Krankenkassenprämien zunichtegemacht: Neu werden über 100 ehemals rezeptfreie Medikamente nur noch gegen Arztrezept oder Apotheker-beratung abgegeben. Folgekosten: unbekannt. Der Pharma-grosshandel fordert zudem neu eine Marge von 7 Prozent (statt 4,5 Prozent) auf Medikamente – in Deutschland sind es 3,15 Prozent.
Die Gesundheitskosten explodieren. Sparbemühungen sind daher allgegenwärtig. So will man mit der Revision des Heilmittelgesetztes Millionen einsparen. Doch einzelne Vorstösse wirken dagegen. So hat Swissmedic beschlossen, dass ab Anfang 2019 rund 100 bisher frei verfügbare Medikamente nur noch gegen Rezept erhältlich sind. So etwa Hustensäfte mit Codein wie der Sirup Makatussin oder Motilium, ein Medikament gegen Übelkeit. Kritiker befürchten daher, dass die neue Praxis millionenschwere Mehrkosten im Gesundheitssystem verursacht. Für Babette Sigg, Präsidentin vom Konsumentenforum, ist die Umverteilung der Medikamente stossend. «Das ist ein Kostentreiber, den man sich sparen kann», sagt sie auf Anfrage.
Doch nicht nur die neue Umverteilung der Medikamente treibt die Kosten in die Höhe. So wollen die Medikamenten-grosshändler und Apotheken die Revision des Heilmittelgesetzes nutzen und beantragen beim Bund höhere Margen. Sie sollen von 4,5 auf 7 Prozent erhöht werden, schreibt der «Sonntagsblick». Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Marge bei 3,15 Prozent. Höhere Margen würden das Sparpotenzial deutlich mindern.
Das Vorgehen stösst beim Krankenversicherungsverband Santésuisse auf Unverständnis. «Es ist sehr fragwürdig, die Margen, die in der Schweiz schon heute hoch sind, noch mehr erhöhen zu wollen», sagt Sprecher Christophe Kaempf. Für den Basler Svp-nationalrat Sebastian Frehner ist die hitzige Diskussion über Medikamente ein Scheingefecht: «Die wahren Kostentreiber sind die Ärzte und Spitäler.»