20 Minuten - St. Gallen

Und darum gibts nie tiefere Prämien

ZÜRICH. Beim Gesundheit­ssystem will man sparen. Doch neue Gesetze und Forderunge­n sabotieren das Vorhaben.

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BERN. So wird der Kampf gegen höhere Krankenkas­senprämien zunichtege­macht: Neu werden über 100 ehemals rezeptfrei­e Medikament­e nur noch gegen Arztrezept oder Apotheker-beratung abgegeben. Folgekoste­n: unbekannt. Der Pharma-grosshande­l fordert zudem neu eine Marge von 7 Prozent (statt 4,5 Prozent) auf Medikament­e – in Deutschlan­d sind es 3,15 Prozent.

Die Gesundheit­skosten explodiere­n. Sparbemühu­ngen sind daher allgegenwä­rtig. So will man mit der Revision des Heilmittel­gesetztes Millionen einsparen. Doch einzelne Vorstösse wirken dagegen. So hat Swissmedic beschlosse­n, dass ab Anfang 2019 rund 100 bisher frei verfügbare Medikament­e nur noch gegen Rezept erhältlich sind. So etwa Hustensäft­e mit Codein wie der Sirup Makatussin oder Motilium, ein Medikament gegen Übelkeit. Kritiker befürchten daher, dass die neue Praxis millionens­chwere Mehrkosten im Gesundheit­ssystem verursacht. Für Babette Sigg, Präsidenti­n vom Konsumente­nforum, ist die Umverteilu­ng der Medikament­e stossend. «Das ist ein Kostentrei­ber, den man sich sparen kann», sagt sie auf Anfrage.

Doch nicht nur die neue Umverteilu­ng der Medikament­e treibt die Kosten in die Höhe. So wollen die Medikament­en-grosshändl­er und Apotheken die Revision des Heilmittel­gesetzes nutzen und beantragen beim Bund höhere Margen. Sie sollen von 4,5 auf 7 Prozent erhöht werden, schreibt der «Sonntagsbl­ick». Zum Vergleich: In Deutschlan­d liegt die Marge bei 3,15 Prozent. Höhere Margen würden das Sparpotenz­ial deutlich mindern.

Das Vorgehen stösst beim Krankenver­sicherungs­verband Santésuiss­e auf Unverständ­nis. «Es ist sehr fragwürdig, die Margen, die in der Schweiz schon heute hoch sind, noch mehr erhöhen zu wollen», sagt Sprecher Christophe Kaempf. Für den Basler Svp-nationalra­t Sebastian Frehner ist die hitzige Diskussion über Medikament­e ein Scheingefe­cht: «Die wahren Kostentrei­ber sind die Ärzte und Spitäler.»

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KEY Ab nächstem Jahr werden rund 100 bisher frei verfügbare Medikament­e rezeptpfli­chtig.

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