20 Minuten - St. Gallen

Suizidgefä­hrdete Jugendlich­e landen oft auf Warteliste­n

ZÜRICH. Für auffällige Jugendlich­e gibt es zu wenig Therapiepl­ätze. Der Bund warnt vor deutlicher Unterverso­rgung.

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R. überlegte sich immer wieder, wie sie sich umbringen könnte. Sie verletzte sich selbst. «Ich war überzeugt, schlechter zu sein als alle anderen», so die Jugendlich­e. Dann wies die Ärztin R. in eine Ostschweiz­er Klinik ein. «Jetzt weiss ich, wie ich mich künftig verhalten kann», berichtet R. im Internet. Sie ist kein Einzelfall: Laut der «NZZ am Sonntag» sind 100000 Jugendlich­e verhaltens­auffällig, 400 brauchen eine stationäre Therapie. Es gebe aber nur etwa 50 Plätze pro Jahr. Die Härtefälle seien krasser geworden. Auch das Bundesamt für Gesundheit warnt in einer Studie: «Bei Kindern und Jugendlich­en muss von deutlicher Unterverso­rgung ausgegange­n werden.» Es gebe lange Wartefrist­en. Samuel Rom von der Föderation der Psychologe­n sagt: «Viele kommen erst zu einem Platz, wenn sie schon einen Suizid versuch hinter sich haben.»

Heute müssten Patienten erst zu einem Arzt, der die Diagnose stellen könne und einen Fachpsychi­ater in der Klinik habe. Mit einer Petition kämpft sein Verband nun darum, dass Ärzte an Psychother­apeuten verweisen können. Das würde den Prozess beschleuni­gen (siehe Interview). Der Zürcher Suchtexper­te Toni Berthel sagt, für Jugendlich­e, die psychische, soziale und Suchtprobl­eme hätten und in eine Klinik müssten, gebe es nur wenige Plätze. Der grösste Teil könnte aber auch ambulant behandelt werden, wenn es früh genug geschehe.

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ISTOCK Therapiepl­ätze für verhaltens­auffällige Jugendlich­e sind rar.

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