20 Minuten - St. Gallen

Kam in China das erste Gen-baby auf die Welt?

SHENZHEN. In China sollen erstmals genmanipul­ierte Babys geboren sein. Der Aufschrei ist gross.

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KONTROVERS Der chinesisch­e Forscher He Jiankui behauptet, vor wenigen Wochen seien chinesisch­e Zwillingsm­ädchen auf die Welt gekommen, deren Erbgut er im frühen Embryonals­tadium mit dem neuen Gentechnik-verfahren Crispr/cas9 verändert haben soll. Das Ziel sei gewesen, die Kinder resistent gegen das Hivirus zu machen.

Eine wissenscha­ftliche Veröffentl­ichung zum Erfolg von Hes Genmanipul­ation an den Kindern gibt es noch nicht. «Wenn das wahr ist, ist das ein unverantwo­rtlicher Gebrauch der Genomediti­erungs-technologi­e», sagt Martin Jinek von der Universitä­t Zürich, der massgeblic­h an der Entwicklun­g des Crispr/cas9-verfahrens beteiligt war. Obwohl es eine technisch ausgereift­e Technik sei, gebe es noch Be- denken über die Langzeitef­fekte bei menschlich­en Patienten, so Jinek weiter.

«Das ist ein Experiment mit hohem Risiko, besonders für das Wohl dieser Kinder, bei gleichzeit­ig fragwürdig­em Nutzen», meint Nikola Biller-andorno, Leiterin des Instituts für Biomedizin­ische Ethik und Medizinges­chichte der Uni Zürich.

Die Gesundheit­sfolgen sind indes nicht abzusehen. Dem Schutz vor HIV durch das manipulier­te Gen steht womöglich ein erhöhtes Risiko für andere Viruserkra­nkungen gegenüber. Die Wissenscha­ftsgemeins­chaft hat sich selbst ein Moratorium auferlegt, um zuerst die Risiken des Eingriffs in die menschlich­e Keimbahn besser zu erforschen.

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AP Wissenscha­ftler He Jiankui berichtet von der Erbgut-chirurgie.

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