«Buben wird gesagt, Umarmungen seien unmännlich»
ZÜRICH. Indem Männer mehr Nähe zuliessen, würden sie zu besseren Vätern und Partnern, so der Verein Männer.ch.
Auf Facebook ruft der Verein Männer.ch seine Geschlechtsgenossen zu mehr körperlicher Nähe auf: «Männer, wir müssen lernen, uns zu berühren und zärtlich zueinander zu sein.» Den Buben und Männern werde aber von klein auf eingetrichtert, dass zu viel Berührungen und emotionale Offenheit suspekt und unmännlich seien, sagt Daniel Bekcic, Leiter Medien und Politik.
Die Gesellschaft müsse davon wegkommen, dass die männliche Berührung vor allem als bedrohlich und sexuell gilt, so Bekcic. Männer, die Nähe zuliessen, seien bessere, weil zugänglichere Väter und Partner. Beim Ex-bachelor Janosch Nietlispach stösst die Forderung auf Zustimmung (siehe Box).
Die Soziologin und Genderexpertin Gabriella Schmid von der Fachhochschule Ostschweiz dagegen ist skeptisch. Sie bestätigt zwar, dass die Angst davor, als homosexuell zu gelten, in gewissen Milieus noch immer weitverbreitet sei. Für sie greift die Forderung nach mehr Zärtlichkeit zu kurz: «Ob nun mehr Zärtlichkeit und Umarmungen oder doch die Fähigkeit, seine Gefühle zu zeigen, zuerst kommen, das ist die Huhn-ei-frage.» Sie plädiert dafür, dass Männer lernen sollten, ihre Gefühle besser zu formulieren. Freundschaftsforscher Steve Stiehler ergänzt: «Eine Freundschaft, die keine körperliche und emotionale Nähe beinhaltet, ist sicherlich nicht per se schlechter.» «Ich nehme all meine Freunde oder Familienmitglieder in den Arm und gebe ihnen auch mal einen ‹hug›. Es sollte aber jeder selber entscheiden, welche Umgangsform ihm am ehesten entspricht. Jeder hat seine eigene Art. Ich selber fühle mich sehr wohl damit und habe nie negative Reaktionen erhalten.» Janosch Nietlispach Ex-bachelor
«Zahlreiche Männer lassen nur wenig Nähe zu, aus Angst, bei zu viel Berührungen als unmännlich zu gelten. Ich glaube aber nicht, dass mehr Zärtlichkeit die Lösung für jegliche Unsicherheiten und Fehlverhalten ist, die Männer zeigen. Hier empfiehlt es sich vielmehr, Selbstironie und Lockerheit zu üben.» «Ein Männerdachverband, der sich Sorgen um Zärtlichkeiten statt um Bier und rotes Fleisch macht, vertritt die Männer nicht. Spass beiseite: Ich gebe meinen Freunden die Hand und würde sie niemals einfach so umarmen. Wenn jemand seine Freunde gern so begrüsst, ist das seine Sache. Ich selbst würde das aber nicht wollen.»
Daniel Rasumowsky Mitbegründer Man’s World Schweiz
Nils Fiechter Präsident Junge SVP