20 Minuten - St. Gallen

«Scharlatan­erie»: Uni spült Homöopathi­ekurs

BERN. Eine österreich­ische Uni will Globuli und Co. vom Lehrplan verbannen. Gleiches wird nun in der Schweiz gefordert.

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WIEN. Die Medizinisc­he Universitä­t in Wien streicht die Vorlesunge­n zur Homöopathi­e. Man wolle keine «unwissensc­haftlichen Verfahren und Scharlatan­erie» lehren. Schweizer Unis sollen ihr folgen, fordert Immunologe Beda Stadler. Doch diese winken ab: Angehende Ärzte müssten nur schon deshalb über Homöopathi­e Bescheid wissen, weil Patienten sie wollten.

Die Medizinisc­he Universitä­t Wien streicht das Fach Homöopathi­e. Michael Freissmuth, Vorstand der Pharmakolo­gie, sagt: «Wissenscha­ftlich ist Homöopathi­e erledigt. Sie ist nicht lernbar, weil sie eine Meinung ist.» Ähnlicher Meinung ist der Schweizer Immunologe Beda Stadler. «Ich hoffe, andere Unis, auch in der Schweiz, ziehen nach», sagt er.

Doch die denken nicht daran. Fast alle lehren Homöopathi­e in Vorlesunge­n zur Komplement­ärmedizin. Die Frage, ob sie damit unwissensc­haftliche Verfahren lehren, beantworte­n sie nicht. Stattdes sen berufen sie sich auf den gesetzlich­en Auftrag. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt angehenden Ärzten «angemessen­e Kenntnisse» vor. Bei der Uni Bern heisst es, es sei eine Tatsache, dass solche Methoden von vielen in Anspruch genommen würden – «unabhängig davon, ob im Einzelfall wissenscha­ftlich eine Wirkung nachgewies­en werden kann». Das sei auch sinnvoll, sagt Homöopathi­n und Ärztin Gisela Etter (siehe unten).

Seit 2017 wird Homöopathi­e von den Grundversi­cherungen bezahlt, wenn sie von entspreche­nd ausgebilde­ten Ärzten angewandt wird. «Damit wurde keine Aussage gemacht, dass Homöopathi­e als Methode wirksam sei», sagt ein BAGSpreche­r. Es entspreche einem Wunsch der Stimmbevöl­kerung, dass der Bund die Komplement­ärmedizin berücksich­tige. 2009 wurde eine entspreche­nde Initiative angenommen. 2015 wurden für 8 Millionen Franken homöopathi­sche Leistungen vergütet.

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ISTOCK Globuli kommen in der Alternativ­medizin oft zum Einsatz.

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