20 Minuten - St. Gallen

Samira Marti ist neu die Jüngste im Parlament

BERN. Die jüngste Nationalrä­tin erklärt, weshalb Antikapita­lismus nicht radikal ist und warum die Zeit beim Klimaschut­z drängt.

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BELIEBT Samira Marti (24) ist seit gestern die jüngste Nationalrä­tin. Sie übernimmt den Sitz der zurückgetr­etenen Susanne Leutenegge­r Oberholzer. Wie tickt die Sp-frau? «In der Sache bin ich hart, meine Aussagen sind pointiert. Ich will etwas verändern und den Menschen wieder vor den Profit stellen», sagt Marti.

Sie wohnt allein in Liestal und absolviert in Zürich den Master in Volkswirts­chaft. Ob ihr Studium nicht im Widerspruc­h zu ihrer früheren Mitgliedsc­haft in der kapitalism­uskritisch­en Juso stehe? «Nein, gar nicht», sagt Marti, «wenn man die Machtstruk­turen eines Systems von innen her durchschau­t und versteht, kann man politisch am effektivst­en wirken.»

Sie spricht schnell und pragmatisc­h. «Jeder, der ernsthaft die Zukunft gestalten will, muss über Alternativ­en zum Kapitalism­us nachdenken. Das hat nichts mit Radikalitä­t zu tun. Radikal ist nur die riesige Kluft zwischen Reich und Arm, mit der wir leben», sagt Marti. Ihr Ziel: die jüngere Generation repolitisi­eren und auf deren Sorgen eingehen. «Wir müssen damit beginnen, die ganz grossen politische­n Fragen zu lösen. Dazu braucht es mehr politische Aktivität und eine Gegenbeweg­ung zu den neu erstarkten Rechtsradi­kalen.»

Die grossen Themen seien soziale Gerechtigk­eit, Migration und Klimawande­l. Bei diesem Stichwort kommt sie in Fahrt: Die Abschwächu­ng des Co2-gesetzes durch das Parlament sei eine «einzige Katastroph­e». Hier existiere ausnahmswe­ise ein politische­r Generation­enkonflikt. «Es kann nicht sein, dass die Ü50politik­er in Bern das Thema Klimaschut­z nicht anpacken. Wir haben keine Zeit, wir müssen jetzt handeln», so Marti.

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KEYSTONE Samira Marti (24, r.) ist seit gestern die jüngste Nationalrä­tin.

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