«Dumpingpreise bei Ski-abos zeigen die Verzweiflung gewisser Bahnen»
BERN. Die Skisaison steht an. Jungfraubahn-ceo Urs Kessler über sein neues Bahn-projekt, flexible Preise und Rivalitäten.
Die Wintersaison beginnt. Sind Sie kribbelig?
Einerseits wünsche ich mir sofort viel Schnee, andererseits möchten wir auf den Baustellen der neuen V-bahn reibungslos weiterbauen. Viel Schnee erschwert das aber. Weil der Bau des 470-Mio.-projekts etwas zu spät gestartet ist, müssen wir Zeit aufholen und den Winter durchbauen. Bei Ski-tageskarten ist die Schweiz teurer als die Nachbarn. Ist das gerechtfertigt?
Bei Tageskarten sind wir teuer, bei Wochenabos ber konkurrenzfäig. Entscheidend ist der Wechselurs. Unser Preisniveau hat sich ans usländische angeglichen. Die Schweiz hat aber bis zu 50 Prozent höhere Kosten, etwa bei der Beschneiung. Erste Bahnen arbeiten mit Preisen, die sich nach der Nachfrage richten. Ist das die Zukunft? Die Modelle müssen sich entwickeln. Wir haben keine ständig ändernden Tarife. Touristen und Veranstalter goutieren keine ständig ändernden dynamischen Preise. Seit 2018 gibt es fürs Jungfraujoch aber saisonale Preise.
Saas-fee lancierte 2016 Dumping-saisonabos. In diesem Jahr kosteten sie 255 Fr. – und liefen harzig. Sind Sie froh?
Nein. Aber ich war davon überzeugt, dass dieses Preismodell nicht nachhaltig ist. Der Dumpingpreis von Saasfee zeigt die Verzweiflung, die bei gewissen Bahnen herrscht. Ist fertig mit Dumpingpreisen?
Der ruinöse Preiskampf bei Skiabos ist vorbei. Saas-fee wird nicht zum Nachahmen animieren. Ein solches Modell funktioniert nur, wenn einer Bergbahn die Destination inklusive Hotels und Gastro gehört.
Ihre Bahn schreibt hohe Gewinne. Was gönnen Sie sich? Nach einem guten Ergebnis leiste ich mir nie was. Bei Erhalt der Baubewilligung für die V-bahn habe ich eine Ausnahme gemacht und mir eine Schweizer Uhr geleistet. Nach Jahren des Kampfs wollte ich mir ein Geschenk machen.