Ist das Feuer von Bilderbuch bereits wieder erloschen?
Die Österreicher holen zum Doppelschlag aus, wirken dabei aber einschläfernd.
Erst drei Jahre sind vergangen, seit Bilderbuch mit dem futuristischen Sound von «Schick Schock» den Austro-pop wieder cool machten. Nach dem genauso exzentrischen «Magic Life» (2017) holen die Wiener nun zum Doppelschlag aus: Vergangene Woche er- schien «Mea Culpa», und bereits im Februar folgt mit «Vernissage My Heart» ein weiteres Album.
Frontmann Maurice suhlt sich auf «Mea Culpa» erstmals in Melancholie. Das Display des Smartphones ist «so schwarz wie eine Galaxie ohne Stars», und bereits im zweiten Song schläft der Protagonist auf dem Rücksitz eines Taxis ein. Es fehlt nur noch das Gesicht-tattoo, dann wäre der ehemals als Prince-reinkarnation gefeierte Sänger ein Emo-rapper à la Lil Xan.
Musikalisch fährt «Mea Culpa» auch ein wie ein Sedativum. Die verwaschenen 90sr&b-synths und Lounge-jazzelemente ersetzen häufig die Swagger-gitarren, die den früheren Bilderbuch-sound definiert haben. Für diese Experimentierfreudigkeit gibt es ein Sternchen im Fleissheft – die Hits fehlen aber. Herausragend sind höchstens das groovende «Lounge 2.0» und «Memory Card», das immerhin entfernte Erinnerungen an Knaller wie «Maschin» weckt. Die Ohren von Bilderbuchfans sind aber auch verwöhnt, weshalb wir hier auf hohem Niveau jammern. Ausserdem weiss man nie, was «Vernissage My Heart» nächstes Jahr bringt.