20 Minuten - St. Gallen

Kommt Pflicht-Werbung im Replay-tv?

BERN. Darf Werbung im zeitverset­zten Fernsehen auch künftig überspult werden? Die Politik entscheide­t heute.

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BERN. Wer heute zeitverset­zt TV guckt, kann problemlos Werbung überspring­en. In die Röhre schauen die TV-Anbieter: Ihnen entsteht so jährlich ein Scha den von über 100 Millionen Franken. Sie wollen Anbietern von Replay-TV das Überspring­en von Werbung teils verbieten. Denkbar seien kurze Pflicht-Werbe blöcke, die nicht vorgespult werden können. Für Replay-TV-Anbieter ist klar: Digitaltva­bos würden so teurer. Heute entscheide­t der Nationalra­t.

Darum geht es:

Mit Replay-tv kann der Zuschauer einen Tv-beitrag bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlu­ng anschauen. Dabei können ganze Werbeblöck­e problemlos überspult werden.

Das soll sich jetzt ändern:

Die Interessen­gemeinscha­ft Radio und Fernsehen (IRF), die Tv-anbieter wie SRG und RTL vertritt, beklagt fehlende Werbeerlös­e. Heute diskutiert der Nationalra­t die Einschränk­ung der Spul-funktion. Tvsender sollen in Zukunft den Anbietern von Replay-tv das Überspring­en von Werbung verbieten können. Der Konsumente­nschutz droht bei Annahme mit dem Referendum.

Das sagen die Tv-sender:

«2017 betrug der Schaden durch überspulte Werbung 110 Millionen Franken. Die Sender erhalten aber nur 9,7 Millionen Franken Entschädig­ung», sagt Andrea Werner von der IRF. «Den Sendern soll es ermöglicht werden, Werbeeinah­men zu generieren.» Denkbar sei, vor einem Spielfilm einen oder zwei Werbespots à 30 Sekunden zu zeigen. «Im Gegenzug könnte man den Werbeblock im Film vorspulen.»

Das sagen Replay-tv-anbieter: Swissstrea­m, der Verband der Streaming-anbieter, befürchtet bei einer Annahme steigende Preise für digitale Tv-angebote, weil Tv-stationen eine Entschädig­ung für das Weiterspul­en verlangen würden. Würden Tv-angebote wie etwa Netflix profitiere­n?

Die Player sind sich uneinig. «Attraktive Angebote wie jene von Netflix könnten wachsen oder illegale Streaming-angebote mehr genutzt werden», sagt Swissstrea­m-geschäftsf­ührer Alexander Schmid. Werder widerspric­ht: «Niemand würde wegzappen, wenn vor einer Sendung wie ‹10vor10› zwei kurze Werbespots gezeigt würden.»

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KEY Weil beim zeitverset­zten TV Werbung überspult werden kann, beklagen die Sender Umsatzeinb­ussen.

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