«Je suis Strasbourg» – eine Stadt trauert um die Opfer des Anschlags
STRASSBURG. Nach dem Attentat steht Strassburg unter Schock. Die Polizei suchte gestern fieberhaft nach dem Täter.
Wo sonst fröhlich gelacht wird, wo Glühwein ausgeschenkt und Weihnachtsgeschenke verkauft werden, herrscht Stille. Am Tag, nach dem Chérif Chekatt (29) das Feuer auf Besucher des Strassburger Weihnachtsmarkts eröffnet und zwei Menschen getötet hat, bleiben die Markthütten geschlossen. Die Stimmung ist gedrückt, die Innenstadt wirkt wie ausgestorben. Auf der Place Kléber in der Nähe des Tatorts liegen Dutzende Blumen und Kerzen, Bewohner zünden im Minutentakt weitere an. «Je suis Strasbourg» und «Tous unis contre la barbarie» schreiben sie auf Zettel. Die kleine Emma hat ein Bild gemalt, das sie mit zwei Polizisten zeigt. «Ich will euch sagen, dass ihr sehr mutig seid. Küsschen, Emma», steht darüber.
«Ich war zu Hause, als ich Schüsse hörte», sagt die Musikstudentin Adeline (23) zu 20 Minuten. Vor ihrem Haus sei jemand gestorben. «Wir schalteten das Licht aus und warteten, bis es vorbei war.»
In den Strassen patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten. Der Täter war bei Redaktionsschluss weiterhin auf der Flucht. Französische Ermittler fahndeten gestern unter Hochdruck nach ihm. Mehr als 700 Sicherheitskräfte standen im Einsatz. Die französische Polizei veröffentlichte ein Fahndungsfoto des 29-Jährigen. Sie bittet die Bevölkerung um Hilfe, warnt aber, dass Chekatt gefährlich sei und man nicht selbst eingreifen solle. Die französische Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe aus.
Zwei Menschen, unter ihnen ein thailändischer Tourist, wurden laut Behörden beim Attentat getötet, ein drittes Opfer wurde später für hirntot erklärt. Zwölf Menschen wurden verletzt. Sechs von ihnen schwebten gestern Abend weiterhin in Lebensgefahr. Weder die Terrormiliz Islamischer Staat noch eine andere Gruppierung hat sich bislang zum Anschlag bekannt.