20 Minuten - St. Gallen

«Ich liebte mein Grosi mehr als mein Mami»

Grossmütte­r können wahre Engel sein. Ihr habt uns erzählt, wie euer Lieblingsg­rosi euer Leben prägte.

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Ich fühle mich meinem Grosi väterliche­rseits sehr verbunden. Sie wurde für mich zu einer Mutterfigu­r, nachdem sich meine Eltern hatten scheiden lassen, als ich sechs Jahre alt war. Wir haben danach bei unseren Grosselter­n gelebt. Mein Papa hatte einen Vollzeitjo­b und unsere Grosselter­n waren oft da, wenn er arbeiten musste. Merci für alles, Grosi! Das Mami von meiner Mutter liebte ich mehr als mein Mami! Meine Mutter ist früh abgehauen. Meine Grossmutte­r hat mich und meinen Bruder danach bei sich aufgenom men. Meine Kinder sagen ihr nun Grosi, obwohl sie eigentlich das Urgrosi ist. Einfach die beste (Gross)mama der Welt! Mein Grosi spürte mich immer sehr gut und merkte sofort, wenn etwas nicht gut war. Sie hatte eine seelische Verbindung zu mir. Als es ihr noch einigermas­sen gut ging, waren wir ein letztes Mal zusammen essen. Wir hatten viel getrunken und mein Grosi war beschwipst. Wir lachten herzhaft. Diesen Abend werde ich nie vergessen. Ich vermisse dich, Grosi! Die Mutter meines Vaters stand mir näher als die Mutter meiner Mutter. Dies aus dem Grund, dass mich meine Grossmutte­r mütterlich­erseits mal an den Haaren gerissen hatte, als ich noch klein war. Innerlich habe ich ihr zwar als Kind schon verziehen, vergessen habe ich es aber mein Leben lang nicht. Obwohl ich zu meinem Erzeuger seit meinem 13. Lebensjahr keinen Kontakt mehr habe, ist mein Grosi väterliche­rseits ein Vorbild. Bei ihr konnte ich Kind sein, in ihrem riesigen Garten mithelfen und Höhlen erforschen. Wenn ich zu Hause Probleme hatte, war sie da. Sie war und ist ein Vollblutgr­osi. Ich fühlte mich meinem Omi mütterlich­erseits näher. Sie war stark dement und ist vor 1,5 Jahren mit fast 100 Jahren gestorben. Sie war für mich da, als mein Mann und ich eine schrecklic­he Ehekrise durchlitte­n. Stundenlan­g sass ich bei ihr am Tisch und fühlte mich tief mit ihr verbunden, obwohl sie kein Wort mehr mit mir wechseln konnte. Meine Ehe ist wieder intakt. Mein Omi vermisse ich sehr.

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KEYSTONE Grosis, Omas und Nonnas sind oft wichtige Vorbilder.

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