Svp-wähler flirten mit grüner Zersiedelungsinitiative
BERN. Die Initiative gegen die Zersiedelung kommt gut an – auch bei Wählern der SVP. Diese will jetzt Gegensteuer geben.
Die jüngste Tamedia-umfrage schreckt die Gegner der Zersiedelungsinitiative auf: 54 Prozent der Stimmberechtigten wollen ihr am 10. Februar zustimmen, nur 44 Prozent lehnen sie derzeit ab. 2 Prozent machten keine Angaben zu ihren Stimmabsichten. Mit der Initiative wollen die Jungen Grünen die Gesamtfläche der Bauzonen in der Schweiz auf dem heutigen Stand einfrieren.
Klar für das Volksbegehren sprechen sich laut der Umfrage die Wähler von Grünen und SP aus (siehe Grafik). Doch auch bei der Svp-wählerschaft stösst die Initiative auf viel Zustimmung. 55 Prozent wollen ein Ja auf den Stimmzettel schreiben, obwohl sie der Parteivorstand ablehnt. Svp-nationalrat Marcel Dettling sagt: «Unsere Wähler wollen der Landschaft Sorge tragen. Die Initiative ist aber zu radikal.» Die SVP müsse nun die Nachteile der Initiative aufzeigen. «Wer die Zersiedelung bekämpfen will, müsste auch die Zuwanderung steuern. Das sieht die Initiative nicht vor.» Dabei sei klar, dass die Hunderttausenden von Zuwanderern der letzten Jahre auch mehr Wohnfläche bräuchten. Mit dem neuen Raumplanungsgesetz sei man bereits auf einem guten Weg im Kampf gegen die Zersiedelung.
Luzian Franzini, Co-präsident der Jungen Grünen, widerspricht: «Wer die Schweiz liebt und bewahren will, muss Ja zum Schutz von Grünflächen sagen.» Deshalb müssten Rechte ebenfalls zustimmen. Man bekomme auch viel Zuspruch aus bäuerlichen Kreisen, sagt Franzini. Den Vorwurf, die Zuwanderungsfrage aussen vor zu lassen, weist er zurück: «In der langen Frist brauchen wir eine vernünftige Raumplanung und Wohnungen am richtigen Ort. Schon heute stehen 70000 Wohnungen frei. Das hat nichts mit der Zuwanderung zu tun.»