20 Minuten - St. Gallen

«‹Chef’s Table› zeigt nicht die Realität»

BERLIN. An der Berlinale stellte der Starkoch Kiko Moya einen Dokfilm über sein Schaffen vor und sparte nicht mit Kritik an Kochserien.

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Kiko Moya, was war Ihnen bei Ihrem Dokfilm wichtig?

Dass wir nicht eine weitere Hochglanzd­okumentati­on à la «Chef ’s Table» machen. Schöne Bilder von duftenden Kräutern und glänzendem Gemüse sind ja gut und recht, für mich zeigt das aber nicht die Realität im Leben eines Kochs. Mein Alltag sieht anders aus. Und den wollten wir ungeschmin­kt im Film dokumentie­ren.

Wie genau?

In Serien wie «Chef’s Table» werden Köche zu allmächtig­en Helden stilisiert. Schaut man sich solche Filme an, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass Köche Götter sind. Wir wollten zeigen, dass auch ich als Koch mit zwei «Michelin»-sternen ein ganz normaler Mensch bin. Dass ich ein ganz normales Leben führe.

Sie sagen: «Mir ist die Familie wichtiger, als ein dritter ‹Michelin›-stern». Ist das wirklich so?

Natürlich wäre es toll, einen dritten Stern zu bekommen. Mir ist wichtig, dass es das ganze Team und die Familie will. Nicht nur ich. Einen solchen Erfolg kann man nur gemeinsam erreichen.

Was tun Sie für den dritten Stern? Wenn die Tester von «Michelin» finden, dass wir mit unserer Küche einen dritten Stern verdienen, dann würde mich das freuen. Aber ich werde mich nicht verbiegen und auch nicht meine Küche oder mein Restaurant verändern oder anpassen, nur um dieses Ziel zu erreichen. Entweder L’escaleta ist des dritten Sterns würdig oder eben nicht. Haben Sie Vorbilder unter den Köchen?

Vor einiger Zeit habe ich die Roca-familie (El Celler de Can Roca) kennen gelernt. Wunderbare Menschen. Das ist mir wichtiger, als ein grossartig­er Koch zu sein. Ist ein Koch ein Idiot, dann interessie­rt mich auch seine Küche nicht.

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Kiko Moyas Restaurant L’escaleta

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