«Negerhäuptling» in Lehrbuch ärgert Experten
WIL. Wiler Schüler vertieften ihre Lesefertigkeit mit der Geschichte um einen «Negerhäuptling». Eine Expertin spricht von rassistischen Stereotypen.
Den Fünftklässlern wurde ein Buch zur Verfügung gestellt, das einigen sauer aufstösst: Protagonist der Serie «Lesespur» ist Grosser Löwe, ein «Negerhäuptling» mit schwarzer Haut und krausem Haar, wie das «Tagblatt» berichtet. Eine Schwarz-weiss-zeichnung zeigt das Bild eines wilden Eingeborenen. Die Geschichte handelt von Frauenraub und einer Rettungsaktion: Grosser Löwe rettet Kleine Blume.
Alma Wiecken, Geschäftsführerin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, ist empört: «Lehrmittel, die rassistische Stereotype reproduzieren, gehören nicht in den Unterricht.» Der Begriff «Neger» stehe im Glossar belasteter Wörter der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. Die Schulleitung räumt ein, dass das 1995 überarbeitete Buch «ein gewisses Alter» erreicht habe. So sei es möglich, dass ältere und nicht mehr passende Ausdrücke verwendet würden. Man toleriere im Alltag weder Verunglimpfungen noch Diskriminierungen. 2019 sei eine Überprüfung der Lehrmittel geplant.
«Bei Neuentwicklungen von Lehrmitteln achten wir konsequent darauf, dass wir Diversität darstellen», sagt Rabea Huber vom Lehrmittelverlag St.gallen. «So werden Mädchen und Buben gezeigt, Personen verschiedener Hautfarbe oder auch mal ein Kind mit Handicap.» Als kürzlich ein Singbuch neu aufgelegt worden sei, hätten es nicht mehr alle Texte in der gleichen Form die Neuauflage geschafft. Huber: «Das Wort ‹Mohrenkopf› in einem Raptext über Desserts flog raus.»