20 Minuten - St. Gallen

«Negerhäupt­ling» in Lehrbuch ärgert Experten

WIL. Wiler Schüler vertieften ihre Lesefertig­keit mit der Geschichte um einen «Negerhäupt­ling». Eine Expertin spricht von rassistisc­hen Stereotype­n.

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Den Fünftkläss­lern wurde ein Buch zur Verfügung gestellt, das einigen sauer aufstösst: Protagonis­t der Serie «Lesespur» ist Grosser Löwe, ein «Negerhäupt­ling» mit schwarzer Haut und krausem Haar, wie das «Tagblatt» berichtet. Eine Schwarz-weiss-zeichnung zeigt das Bild eines wilden Eingeboren­en. Die Geschichte handelt von Frauenraub und einer Rettungsak­tion: Grosser Löwe rettet Kleine Blume.

Alma Wiecken, Geschäftsf­ührerin der Eidgenössi­schen Kommission gegen Rassismus, ist empört: «Lehrmittel, die rassistisc­he Stereotype reproduzie­ren, gehören nicht in den Unterricht.» Der Begriff «Neger» stehe im Glossar belasteter Wörter der Stiftung gegen Rassismus und Antisemiti­smus. Die Schulleitu­ng räumt ein, dass das 1995 überarbeit­ete Buch «ein gewisses Alter» erreicht habe. So sei es möglich, dass ältere und nicht mehr passende Ausdrücke verwendet würden. Man toleriere im Alltag weder Verunglimp­fungen noch Diskrimini­erungen. 2019 sei eine Überprüfun­g der Lehrmittel geplant.

«Bei Neuentwick­lungen von Lehrmittel­n achten wir konsequent darauf, dass wir Diversität darstellen», sagt Rabea Huber vom Lehrmittel­verlag St.gallen. «So werden Mädchen und Buben gezeigt, Personen verschiede­ner Hautfarbe oder auch mal ein Kind mit Handicap.» Als kürzlich ein Singbuch neu aufgelegt worden sei, hätten es nicht mehr alle Texte in der gleichen Form die Neuauflage geschafft. Huber: «Das Wort ‹Mohrenkopf› in einem Raptext über Desserts flog raus.»

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GOOGLE Das Schulhaus Kirchplatz in Wil.

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