Gefährden Youtube und Pinterest die Demokratie?
ZÜRICH. Grosse Onlineplattformen benachteiligen Inhalte von Impfgegnern. Schweizer Experten kritisieren diesen Schritt.
Die Videoplattform Youtube will künftig keine Werbung mehr vor Videos schalten, in denen gegen den Nutzen von Impfungen argumentiert wird. Den Impfgegnern entfallen so Einnahmen in nicht absehbarer Höhe, wie die BBC am Montag berichtete. Zeitgleich kündigte das soziale Netzwerk Pinterest laut Spiegel.de an, das Thema Impfen komplett aus seinen Suchergebnissen zu entfernen.
Für Hernâni Marques, Vorstand der Schweizer Hackervereinigung Chaos Computer Club, stellt der Werbeentzug einen «Angriff auf die Demokratie» dar – vor allem wegen des Quasi-monopols von Youtube. Auch Stefan Thöni von der Piratenpartei Zentralschweiz sieht die Meinungsfreiheit beschnitten: «Private, kommerzielle Onlineplattformen sollen sich nicht als Moralhüter aufspielen, sondern demokratische Prozesse darüber entscheiden lassen, wie mit heiklen Themen umgegangen werden soll.» Der Werbeentzug sei nicht per se problematisch, sagt Martin Steiger von der Digitalen Gesellschaft in Basel, doch: «Bei einer mächtigen Plattform wie Youtube ist es nicht mehr nur Privatsache, welche Inhalte zugelassen werden.»
Auf Anfrage verweist Youtube auf seine internen Richtlinien zum Umgang mit heiklen Videos. Dort steht: Bei Videos, die zu ernsthaften körperlichen Schäden führen könnten, werde keine Werbung eingeblendet. Impfgegner seien in diese Gruppe einzustufen, zumal nicht geimpfte Kinder ein Gesundheitsrisiko für andere Kinder darstellten.
Pinterest hingegen wolle seine User «mit nützlichen und relevanten Ideen» inspirieren und dulde «keine schädlichen oder irreführenden Inhalte im Bereich Gesundheit und Sicherheit».