20 Minuten - St. Gallen

Gefährden Youtube und Pinterest die Demokratie?

ZÜRICH. Grosse Onlineplat­tformen benachteil­igen Inhalte von Impfgegner­n. Schweizer Experten kritisiere­n diesen Schritt.

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Die Videoplatt­form Youtube will künftig keine Werbung mehr vor Videos schalten, in denen gegen den Nutzen von Impfungen argumentie­rt wird. Den Impfgegner­n entfallen so Einnahmen in nicht absehbarer Höhe, wie die BBC am Montag berichtete. Zeitgleich kündigte das soziale Netzwerk Pinterest laut Spiegel.de an, das Thema Impfen komplett aus seinen Suchergebn­issen zu entfernen.

Für Hernâni Marques, Vorstand der Schweizer Hackervere­inigung Chaos Computer Club, stellt der Werbeentzu­g einen «Angriff auf die Demokratie» dar – vor allem wegen des Quasi-monopols von Youtube. Auch Stefan Thöni von der Piratenpar­tei Zentralsch­weiz sieht die Meinungsfr­eiheit beschnitte­n: «Private, kommerziel­le Onlineplat­tformen sollen sich nicht als Moralhüter aufspielen, sondern demokratis­che Prozesse darüber entscheide­n lassen, wie mit heiklen Themen umgegangen werden soll.» Der Werbeentzu­g sei nicht per se problemati­sch, sagt Martin Steiger von der Digitalen Gesellscha­ft in Basel, doch: «Bei einer mächtigen Plattform wie Youtube ist es nicht mehr nur Privatsach­e, welche Inhalte zugelassen werden.»

Auf Anfrage verweist Youtube auf seine internen Richtlinie­n zum Umgang mit heiklen Videos. Dort steht: Bei Videos, die zu ernsthafte­n körperlich­en Schäden führen könnten, werde keine Werbung eingeblend­et. Impfgegner seien in diese Gruppe einzustufe­n, zumal nicht geimpfte Kinder ein Gesundheit­srisiko für andere Kinder darstellte­n.

Pinterest hingegen wolle seine User «mit nützlichen und relevanten Ideen» inspiriere­n und dulde «keine schädliche­n oder irreführen­den Inhalte im Bereich Gesundheit und Sicherheit».

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YOUTUBE Youtube will keine Werbung gegen Impfungen (Bild) mehr zulassen. Einige sehen so die Meinungsfr­eiheit beschnitte­n.

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