Er will die Schweiz «vom puren Gift» befreien
NEUENBURG. Etienne Kuhn will synthetische Pestizide verbieten. Dafür hat er sogar seinen Job aufgegeben.
Vor drei Jahren wusste Etienne Kuhn aus dem Kanton Neuenburg noch nichts über Pestizide. Nichts darüber, dass sie ins Trinkwasser gelangen. Nichts darüber, dass sie angeblich Krebs auslösen. Heute kämpft der 45-Jährige als Kampagnenchef der Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» an vorderster Front gegen «das pure Gift», wie er es nennt. Die Initiative fordert ein Verbot synthetischer Pestizide in der Landwirtschaft sowie einen Importstopp für damit behandelte Lebensmittel. Das heisst: Es gäbe nur noch biologisch produziertes Essen.
Dass der Aktivismus eines Einzelnen zur erfolgreichen Unterschriftensammlung geführt hat, liegt auch an Kuhns Auftreten: Er ist kein ökologischer Gutmensch, der morali- siert. Er fährt Auto, isst wenig Fleisch, raucht ab und zu. Der zuvor apolitische 45-Jährige hat einen Wandel durchgemacht: Er hat fast jede Studie zum Thema gelesen und unzählige Experten angehört, bis er zum Schluss kam: Die Landwirtschaft funktioniert auch ohne künstliche Pestizide – ein Systemwechsel ist innert zehn Jahren möglich. Jetzt, ein Jahr vor der Abstimmung, hat er gar seinen Job bei Sony Music gekündigt, um sich ganz seiner Mission zu widmen.
Dass der Bauernverband vor Ernteausfällen von bis zu 40 Prozent und teurerem Essen warnt, gibt ihm nicht zu denken. Für ihn ist der Preis nicht entscheidend, «wenn es um die Gesundheit der Menschen geht». Auch den Einwand, biologische Pestizide wie Kupfer seien ja weiterhin erlaubt, kontert er: «Irgendwo müssen wir ja anfangen.» Seinen Lieblingssatz platziert er immer wieder: «Es geht nicht darum, ob wir es können, sondern ob wir es wollen.»
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