20 Minuten - St. Gallen

Er will die Schweiz «vom puren Gift» befreien

NEUENBURG. Etienne Kuhn will synthetisc­he Pestizide verbieten. Dafür hat er sogar seinen Job aufgegeben.

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Vor drei Jahren wusste Etienne Kuhn aus dem Kanton Neuenburg noch nichts über Pestizide. Nichts darüber, dass sie ins Trinkwasse­r gelangen. Nichts darüber, dass sie angeblich Krebs auslösen. Heute kämpft der 45-Jährige als Kampagnenc­hef der Volksiniti­ative «Für eine Schweiz ohne synthetisc­he Pestizide» an vorderster Front gegen «das pure Gift», wie er es nennt. Die Initiative fordert ein Verbot synthetisc­her Pestizide in der Landwirtsc­haft sowie einen Importstop­p für damit behandelte Lebensmitt­el. Das heisst: Es gäbe nur noch biologisch produziert­es Essen.

Dass der Aktivismus eines Einzelnen zur erfolgreic­hen Unterschri­ftensammlu­ng geführt hat, liegt auch an Kuhns Auftreten: Er ist kein ökologisch­er Gutmensch, der morali- siert. Er fährt Auto, isst wenig Fleisch, raucht ab und zu. Der zuvor apolitisch­e 45-Jährige hat einen Wandel durchgemac­ht: Er hat fast jede Studie zum Thema gelesen und unzählige Experten angehört, bis er zum Schluss kam: Die Landwirtsc­haft funktionie­rt auch ohne künstliche Pestizide – ein Systemwech­sel ist innert zehn Jahren möglich. Jetzt, ein Jahr vor der Abstimmung, hat er gar seinen Job bei Sony Music gekündigt, um sich ganz seiner Mission zu widmen.

Dass der Bauernverb­and vor Ernteausfä­llen von bis zu 40 Prozent und teurerem Essen warnt, gibt ihm nicht zu denken. Für ihn ist der Preis nicht entscheide­nd, «wenn es um die Gesundheit der Menschen geht». Auch den Einwand, biologisch­e Pestizide wie Kupfer seien ja weiterhin erlaubt, kontert er: «Irgendwo müssen wir ja anfangen.» Seinen Lieblingss­atz platziert er immer wieder: «Es geht nicht darum, ob wir es können, sondern ob wir es wollen.»

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PASCAL MICHEL Etienne Kuhn: «Geht es um die Gesundheit der Menschen, ist der Preis nicht entscheide­nd.»
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Samantha (19) wurde von einem Schulfreun­d getötet.

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