20 Minuten - St. Gallen

Was soll das neue «d» in den Stellenins­eraten?

ZÜRICH. Bei Stellenins­eraten gesellt sich zum gewohnten «m/w» neuerdings ein « d» dazu. Erste Schweizer Firmen benutzen es schon. Das steckt dahinter.

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Es sorgt für Verwirrung: Das «d» in Stellenins­eraten. Bis vor kurzem benutzten Firmen lediglich «m/w», um beide Geschlecht­er anzusprech­en. Doch jetzt sind auf Job-portalen plötzlich zahlreiche Stellen mit dem Vermerk «m/ w/d» gelistet. Der Hintergrun­d: In Deutschlan­d können sich Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, als «divers» im Personenst­ands- register eintragen lassen. Um nicht mit dem Gleichbeha­ndlungsges­etz in Konflikt zu geraten, müssen Arbeitgebe­r ein «d» für divers oder ein «i» für intersexue­ll bei Job-inseraten hinzufügen.

Jetzt folgen erste Schweizer Firmen dem Beispiel. Zurzeit sind auf Jobs.ch 1822 Stellen mit dem Vermerk «m/w/d» zu finden. Auf 100000Jobs.ch sind es rund 700 Stellen. Viele davon haben ihren Hauptsitz in Deutschlan­d, wie etwa die Drogerieke­tte Müller. Sie sucht am Standort Basel einen «Kassierer m/w/d». Aber auch Firmen mit Schweizer Hauptsitz haben den dritten Buchstaben eingeführt. So sucht der Pharmaries­e Roche einen «Mate- rialplaner m/w/d». Der Zusatz diene als Anerkennun­g, dass es Personen gebe, die sich weder als männlich noch als weiblich klassifizi­erten, so ein Sprecher.

Hr-experte Jörg Buckmann steht dem «d» skeptisch gegenüber. Der Zusatzbuch­stabe könne Diskrimini­erung nicht verhindern. «Gleichstel­lung beginnt im Kopf», so Buckmann. Für Daniela Truffer von Zwischenge­schlecht.org ist der dritte Buchstabe in Jobinserat­en lediglich ein Nebenschau­platz. «Wir haben ganz andere Probleme», sagt sie, «IntersexKi­nder werden nach wie vor genitalver­stümmelt, und das trotz bereits vier Uno-rügen.»

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20M Ein Inserat mit «d».

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