«Ich bringe Medikamente für Kinder nach Venezuela»
ZÜRICH. Wie kann man seinen Alltag bewältigen, wenn zu Hause Chaos herrscht? Venezolaner erzählen, wie sie von der Schweiz aus ihre Landsleute unterstützen.
Venezuela befindet sich in der Krise. Gewalt, massive Versorgungsengpässe und grosse politische Unsicherheit beherrschen das Land. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben seit 2015 rund 2,7 Millionen Menschen das Land verlassen. Etwa 2000 Venezolaner leben in der Schweiz und bangen um das Wohl ihrer Familie und Freunde in der Heimat, wie sie 20 Minuten erzählen. n Stefano Raffa (29):
Der Betriebswirtschaftler hilft Freunden, aber auch Unbekannten in Venezuela, indem er zum Beispiel Medikamente ins Land bringt. «Das Kind einer Bekannten ist an Leu kämie erkrankt und hat dringend Medikamente gebraucht. Ärzte haben sie mir geschenkt.» Es sei schön, zu sehen, wie die Menschen zusammenstehen, sich gegenseitig helfen. Trotzdem: «Ich freue mich so auf ein freies Land, ein Land ohne Hass.» n Gabriela Sarmiento (47): Die Rechtsanwältin kam 2010 in die Schweiz, weil es in Venezuela zu gefährlich geworden war. «Ausserdem wollte ich eine Familie gründen, in einem Land, das sicher ist.» Kaum in der Schweiz, wurde sie schwanger. Ihre Tochter kann hier in Sicherheit aufwachsen. Gabriela engagiert sich über verschiedene Stiftungen in Bildungsprojekten in Venezuela. Ausserdem unterstützt sie ihre betagten Eltern finanziell. n Robert Dietrich (28):
Der schweizerischvenezolanischer Doppelbürger kam für das Studium in die Schweiz. «Es gibt keinen Rechtsstaat mehr in Venezuela. Nicolás Maduro unterstützt offen brutale Schlägertruppen mit Geld und Waffen. Es gibt kein Essen und keine Medikamente.» Wenn der Regierungswechsel erfolgt sei, will er zurück nach Venezuela. «Beim Aufbau mitzuhelfen, ist auch die Aufgabe von denen, die ins Ausland gegangen sind und die Möglichkeit hatten, sich auszubilden.»