20 Minuten - St. Gallen

Pflegekräf­te kämpfen mit zudringlic­hen Patienten

ZÜRICH. Im Spital kommen sich Patienten und Pflegekräf­te nahe. Mitarbeite­r klagen über sexuelle Belästigun­g.

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KONTROVERS Das Berner Inselspita­l schlägt Alarm: Es verzeichne­t immer mehr Übergriffe gegen sein Personal. Dazu gehören auch sexuelle Belästigun­gen. Das Problem betrifft die ganze Branche. Bei der Be- ratungsste­lle Belaestigt.ch, die von verschiede­nen Organisati­onen initiiert worden und im Juli 2017 in Betrieb gegangen war, meldeten sich schon 100 Betroffene. Die Pflegefach­frau P.T.* sagt, sie habe «anzügliche Bemerkunge­n und Hände an Orten, an die sie nicht gehören» schon mehrfach selbst erlebt. «Im Spital erlebt man einige sexistisch­e Sprüche.» Ein Patient habe sie etwa gefragt, ob sie neben ihm schlafen wolle: «Es hätte ja noch Platz.» Ein anderer habe ihr an den Hintern gefasst. «Er meinte nur, er habe das nicht so gemeint», sagt T.

Ein andermal habe ein Mann mit einer Hirnschädi­gung alle Frauen auf der Station gefragt, ob sie mit ihm «Buebe machen»: «Das ging uns an die Substanz.» Sie beobachte, dass es insbesonde­re jungen Kolleginne­n schwerfall­e, solche Dinge anzusprech­en. «Sie wollen nicht als ‹Mimose› dastehen», sagt T. Von ähnlichen Fällen berichten Pflegekräf­te auch im Leitfaden des SBK. Eine Pflegefach­frau schildert etwa, wie sie in der Nachtschic­ht von einem 50-jährigen Privatpati­enten ins Bett gezogen wurde. Pflegefach­frau T. sagt, die Übergriffe hätten viel mit dem Bild vom Beruf zu tun, das in der Öffentlich­keit vorherrsch­e.

*Name der Redaktion bekannt

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