20 Minuten - St. Gallen

«Wenn der Druck zu gross ist, muss Bieri pausieren»

ZÜRICH. Urs Meier gehörte bis zum Karriereen­de 2004 zu den weltbesten Schiedsric­htern. Auch er wurde massiv bedroht.

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Urs Meier, Schiedsric­hter Alain Bieri erhielt per Mail Morddrohun­gen. Wissen Sie aus eigener Erfahrung, wie ihm zumute ist?

Es hängt davon ab, wie die Beschimpfu­ngen ausgesproc­hen wurden. Ich habe damals Morddrohun­gen und Beleidigun­gen von englischen und rumänische­n Fans erhalten und hatte lange ein Problem mit einem Servette-fan.

Hatten Sie damals Angst – auch um Ihre Familie?

Bei mir ging es Gott sei Dank gegen meine Familie, sondern immer gegen mich. Schiedsric­hter-chef Dani Wermelinge­r hat Strafanzei­ge erstattet. Hatten Sie auch Unterstütz­ung vom Verband? Nein, ich war allein unterwegs. Es ist ganz wichtig, dass sich der Verband einsetzt und signalisie­rt, dass der Schiedsric­hter unantastba­r sein muss. Wermelinge­r fragt sich, ob eine polemische Berichters­tattung Leute zu Bedrohunge­n anstiften könnte. Kann sie?

Natürlich! In meinem Fall hat sich sogar Premier Tony Blair hingestell­t und von einem Fehlentsch­eid gesprochen, ohne reflektier­t zu haben (Meier hatte England im Em-viertelfin­al 2004 gegen Portugal ein spätes Tor aberkannt, Red.). Die Wirkung war enorm. Ich war vier Tage lang auf den Titelseite­n. Die Medien haben Auswirkung­en auf einfache Gemüter und sollten überlegen, was sie auslösen. Fehler gehören zum Sport.

Wie fühlt sich Alain Bieri, wenn er am Sonntag Thun gegen den FC Zürich anpfeift?

Wenn du vom Pferd fällst, musst du sofort wieder aufnie

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EPA Portugal, 2004: Urs Meier und der erboste Engländer Phil Neville.

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