Die gegnerischen Fans verneigen sich vor dem Genie
SEVILLA. Lionel Messi trifft gegen Betis so schön, dass ihm dessen Anhänger mit Sprechchören huldigen.
Sie hätten toben können, pfeifen, fluchen. Stattdessen erhoben sie sich und applaudierten jenem Mann, der ihnen an diesem Abend schon zweimal seelische Schmerzen zugefügt hatte. Doch jetzt, beim dritten Mal, waren es wundervolle Schmerzen. Die Schönheit des Kunstwerks überstrahlte in diesem Moment die Rivalität. Die Betis-fans skandierten: «Messi, Messi!»
Lionel Messi also. Der Superstar des FC Barcelona hatte den Ball in der 85. Minute nach einem Rakitic-pass von der linken Strafraumseite aus dem Lauf so gezwirbelt, dass sich dieser über Pau López und via Latte ins Netz drehte – unhaltbar, obwohl der Goalie nicht einmal zu weit vor dem Tor stand. Während López seiner Ungläubigkeit mit weit aufgerissenen Augen Ausdruck verlieh, schlug Messis Teamkollege Clément Lenglet die Hände über dem Kopf zusammen. Selbst die Real Madrid nahestehende Zeitung «Marca» beschrieb das Tor als «eines der besten in Messis Karriere». Das will etwas heissen bei einem, der schon 656 Treffer geschossen hat, darunter manch aussergewöhnlichen. Messi selbst sagte: «Dass mich die Fans des Gegners so gefeiert haben, ist mir noch nie passiert. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Weil der Argentinier zuvor schon per wunderbarem Freistoss und nach einer Absatzvorlage von Luis Suárez getroffen hatte, steht er nach dem 4:1-Sieg gegen Betis wettbewerbsübergreifend schon wieder bei 39 Toren. Und 21 Assists. In 37 Spielen.
Die Frage ist aktueller denn je: Stammt Messi wirklich von unserem Planeten?