20 Minuten - St. Gallen

«Wolfgang T. plante das perfekte Verbrechen»

KREUZLINGE­N. Im Mordprozes­s vor dem Bezirksger­icht Kreuzlinge­n belasten Indizien den Beschuldig­ten.

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Dem Deutschen Wolfgang T.* (62) wird vorgeworfe­n, Mitte Mai 2016 bei der See-rhein-badi in Tägerwilen TG seine 38-jährige langjährig­e Geliebte ermordet zu haben. Nach der ersten Einvernahm­e legte T. ein Geständnis ab, das er später jedoch wieder zurückzog.

Am ersten Tag der dreitägige­n Verhandlun­g vor dem Bezirksger­icht Kreuzlinge­n wurde der Beschuldig­te von der Rich- terin befragt. Das spätere Opfer lernte T. Ende der 90er-jahre kennen. Später begannen die beiden eine Affäre, die für T. vor allem aus Sex bestand. Dennoch schlug er im Mai 2016 per SMS eine Heirat vor. Nachdem Marina A.* den Antrag angenommen hatte, entschied sich T. spontan, von seinen Ferien in Barcelona in die Region Konstanz zu fahren, um sich mit A. zu treffen. So habe man sich am 14. Mai abends in Tägerwilen getroffen und sei zur Badi gegangen. Dort habe man über die Hochzeit gesprochen. Danach sei er zurück nach Barcelona gefahren. Von Marina A.s Tod habe er erst nach seiner Verhaftung erfahren. Man habe ihm gesagt, dass unter den Fingernäge­ln der Leiche Dna-material gefunden worden sei, das zu ihm oder allenfalls seinem Sohn passe.

Der Staatsanwa­lt sieht die Vorgänge anders. Er wirft Wolfgang T. vor, die Tat von langer Hand geplant zu haben. Zahlreiche Daten, E-mail- und Chatverläu­fe sowie Suchanfrag­en wurden ausgewerte­t. Es zeigte sich, dass die Beziehung nicht immer harmonisch verlaufen war. T. schloss 2015 eine Risikolebe­nsversiche­rung mit Todesfallk­apital von 500 000 Euro auf Marina A. ab. «In Tat und Wahrheit plante Wolfgang T. das perfekte Verbrechen.» Der Staatsanwa­lt fordert lebensläng­lich mit Verwahrung. Der Verteidige­r kommt heute zu Wort. Das Urteil folgt morgen.

*Name der Redaktion bekannt

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Marina A. wurde 2016 getötet.

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