Vom Chefredaktor zum Tonic-water-produzenten
ZÜRICH. Der Zürcher Hans Georg Hildebrandt produziert mit Gents das erfolgreichste Schweizer Tonicwater. Bis dorthin war es ein steiniger Weg.
Die Idee zum Schweizer Tonicwater Gents wurde am Tag nach einer Geburtstagsfeier geboren. Hans Georg Hildebrandt (53), den alle nur HG nennen, räumte mit einem Freund gerade die Partylocation auf. Sie diskutierten dabei über Gin Tonic, den Erfolgsdrink des Abends. «Warum nicht ein Schweizer Tonicwater produzieren?», schlug der Freund unvermittelt vor. Am Ende des Tages hatte sich die Idee in HG Hildebrandts Kopf festgesetzt.
Das war vor genau sieben Jahren. Darauf kündigte HG seinen Job als Chefredaktor eines Architekturmagazins, kratzte das Startkapital von 30000 Franken zusammen und machte sich gemeinsam mit dem Spitzenkoch Ralph Schelling und zwei weiteren Experten daran, die Rezeptur für sein erstes Gentstonicwater zu entwickeln.
Weil in der Schweiz niemand eine derart kleine Menge abfüllen wollte, packte HG seine ersten zwei 800Kilokanister mit Tonicgrundstoff in ein Mietauto und fuhr in den Bregenzerwald, wo sich eine kleine Firma seiner erbarmte und die ersten 15 000 Flaschen Gentstonic in Flaschen füllte. Die Resonanz war ernüchternd: «Die erste Abfüllung hatte zu wenig Kohlensäure, ausserdem warf man mir vor, dass ich nicht in der Schweiz produzierte.» Mit einem Schweizer Abfüller löste HG dann beide Probleme auf einen Schlag. Gents wurde zu einem rein schweizerischen Produkt, und endlich hatte er auch genug Sprudel in der Flasche. Heute gehört Gents bei Kennern zu den beliebtesten Tonics – das liegt vor allem an der Rezeptur. Ein aus argentinischen Zitronen hergestelltes Aroma sorgt für die Frische, die Zugabe von Enzianwurzelextrakt verleiht eine Lakritzenote, die vor allem feinwürzige Gins perfekt stützt.
Sieben Jahre nach der Gründung verkauft Gents ungefähr 800 000 Flaschen im Jahr, und HG kann von seinem Business leben. Schreiben müsste der Journalist also nebenbei nicht mehr. «Tue ich trotzdem. Immer nur über Gents zu reden, wird auf Dauer etwas eintönig», sagt Hildebrandt
und lächelt.