Mutter von Gamer beschimpft Bub (13)
ZÜRICH. Weil sie ihrem Sohn helfen wollten, drohten Eltern einem jungen Gamer massiv. Das sei kein Einzelfall, sagen Experten.
ZÜRICH. Ein deutscher Gamer klaut einem «Fortnite»-gegner aus der Schweiz im Spiel mehrere Waffen. Die Eltern des Schweizers ticken völlig aus und beschimpfen den deutschen Buben im Spielchat minutenlang aufs Übelste. Das 13-jährige Opfer erstattet daraufhin Anzeige. Das Video mit den Hasstiraden wird mittlerweile an Schweizer Schulen gezeigt – um Eltern auf die Gefahren beim Medienkonsum hinzuweisen.
Als ein damals 12-jähriger deutscher Junge im August 2018 gegen einen Buben aus der Schweiz «Fortnite» spielt, eskaliert die Situation im Sprachchat. Die Eltern des Schweizers greifen ein, weil der heute 13-jährige Deutsche ihrem Sohn im Game Waffen geklaut haben soll. Die Mutter beschimpft den Jungen minutenlang: Er sei ein «kleines Arschloch», das vergast werden sollte, sagt sie (siehe Box). Während der deutsche Gamer ruhig bleibt, schaltet sich der Vater ein und droht dem Jungen: «Ich mach dich ausfindig, du Schwein!» Der Gamer nimmt die Szene auf und stellt sie auf Youtube. Zu 20 Minuten sagt er, er habe vor einem Monat Anzeige gegen das Schweizer Ehepaar erstattet. «Solche Beleidigungen sollte man gar nicht erst persönlich nehmen.» Er empfehle allen, die in ähnliche Situationen kämen, ruhig zu bleiben und nicht ebenfalls beleidigend zu werden.
Das Phänomen ist weitverbreitet: «Ich habe immer wieder mit Hatern zu tun», sagt der 17-jährige «Fortnite»-experte, der unter dem Pseudonym nicik_01 für 20 Minuten schreibt. Man solle in so einem Fall den Account des Gegenübers melden. Bei vielen Verwarnungen werde er gesperrt. Das Video des Vorfalls hat mittlerweile den Weg in Schweizer Klassenzimmer gefunden: Der Medienexperte Peter Welti zeigt Ausschnitte davon regelmässig in Vorträgen vor Eltern. «Ich will ihnen zeigen, dass neben den Spielen das Drumherum – etwa die Chats – noch ganz andere Gefahren birgt», sagt er (siehe rechts).
Die Zahl der Beschimpfungen steigt nicht zuletzt wegen der Anonymität im Internet rasant an: Letztes Jahr wurden 10 633 polizeilich registrierte Straftaten in diesem Bereich gezählt – fast doppelt so viele wie noch 2009.