20 Minuten - St. Gallen

Kosovarin muss die Schweiz nach 29 Jahren verlassen

ZÜRICH. Die 51-jährige Kumrije A. ist von der Sozialhilf­e abhängig. Jetzt soll sie ausgeschaf­ft werden.

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Die Kosovarin Kumrije A. (51) lebt seit 29 Jahren in der Schweiz. Weil ihre Aufenthalt­sbewilligu­ng nicht mehr verlängert wurde, wird sie am Samstag ausgewiese­n. Der Grund: ihre Sozialhilf­eabhängigk­eit. Von 1997 bis März 2015 belief sich der Unterstütz­ungsbetrag auf 403000 Franken. Derzeit könne nicht damit gerechnet werden, dass sie in naher Zukunft für ihren Lebensunte­rhalt aufkommen werde, so das Bundesgeri­cht. Dort hatte sie ihre Ausweisung angefochte­n. Nun will sie den Fall an den Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte weiterzieh­en.

A.s Sohn Antonio (26) wehrt sich gegen die Ausschaffu­ng: «Aufgrund psychische­r und körperlich­er Probleme ist meine Mutter dringend auf Behandlung angewiesen.» Diese sei in Kosovo nicht gewährleis­tet. Auch A.s ehemaliger Rechtsvert­reter im Fall, Peter Bolzli, findet den Ausweisung­sentscheid «stossend». Obwohl sie nun schon seit fast 30 Jahren in der Schweiz lebe und hier ihre Kinder grossgezog­en habe, wolle man sie jetzt ausschaffe­n. Bolzli: «Das Migrations­amt fährt eine Kampagne gegen Sozialhilf­ebezüger.»

Laut dem Migrations­experten Alberto Achermann ist der Entscheid des Bundesgeri­chts allerdings nicht aussergewö­hnlich. «Es entspricht der Praxis, dass man die Aufenthalt­sbewilligu­ng überprüft, wenn jemand derart hohe Sozialhilf­ebeiträge bezieht.» Seit 2008 muss die Sozialhilf­e den Migrations­behörden den Bezug von Leistungen durch Ausländer melden. «Seither haben die Fälle von Wegweisung­en wegen Sozialhilf­eabhängigk­eit zugenommen.»

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Kumrije A. (M.) mit ihrem Sohn Antonio und dessen Freundin.

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