Die Pestizid-initiativen sind schon wirksam
BERN. Der Druck der Pestizid-initiativen zeigt Wirkung. Die Bauern und die Industrie wollen den Verbrauch senken.
BERN. Während der Nationalrat noch um einen Gegenvorschlag zu den beiden Pestizid-initiativen ringt, zeigt deren Druck bereits Wirkung. Der Bund hat kürzlich zwei kritische Wirkstoffe verboten, viele Bauern überdenken ihren Gifteinsatz und auch die Verarbeiter reagieren: Hektisch haben sie einen Verein gegründet, der in die Entwicklung von Alternativen investiert.
Über den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wird heftig gestritten: Für die einen sind es «tödliche Gifte», für die anderen «Pflanzenschutzmittel». Noch bevor im Nationalrat eine Entscheidung über die Pestizidinitiativen gefallen ist, ist klar: Die Volksbegehren haben bereits Folgen. Zum einen hat das Bundesamt für Landwirtschaft kürzlich die umstrittenen und für Embryonen gefährlichen Pestizide Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-methyl aus der Zulassungsliste gestrichen.
Der Druck zeige auch bei Bauern grosse Wirkung, sagt Andreas Bosshard, Geschäftsleiter der Stiftung Vision Landwirtschaft. Es gebe kaum mehr eine Bauernversammlung, bei der nicht über Pestizide diskutiert werde. «Viele überdenken, was für Gift sie ausbringen, verwenden Alternativen oder steigen gar auf Bio um.» So habe etwa Ip-suisse dieses Jahr ein Projekt initiiert, in dem pestizidfrei Getreide angebaut werde. Im Thurgau hätten Bauern 2019 erstmals den Versuch gestartet, den Pestizid-einsatz beim Obstbau zu reduzieren. Bosshard hofft, dass das Umdenken auch nach der Abstimmung anhält.
Auch bei Produzenten und Verarbeitern hat das Thema höchste Priorität. Hektisch schlossen sie sich diesen Januar zur IG Zukunft Pflanzenschutz zusammen. Sie will bis 2030 Alternativen zu den umstrittensten Pflanzenschutzmitteln entwickeln und dafür die Investitionen verdoppeln. «Es muss etwas passieren, aber nicht mit weltfremden Initiativen», sagt Präsident Christian Schönbächler. Seit 2018 teste man einen Pflanzenschutzroboter, durch den man bei Kopfsalaten 85 Prozent an Pflanzenschutzmitteln einsparen könne. Ebenfalls setze man vermehrt auf Nützlinge und baue resistente Sorten an.