20 Minuten - St. Gallen

«Die Geschichte unseres Landes ist von unschätzba­rem Wert»

Patrick Millot kennt jeden Winkel des Genfer Hinterland­s. Der freiwillig­e Feuerwehrm­ann lässt sich immer wieder von der der Landschaft begeistern.

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«Wir Genfer werden häufig als Nörgler bezeichnet. Da muss ich euch enttäusche­n: Mich könnt ihr nicht in diese Schublade stecken.» Das nimmt man Patrick Millot mit seinem kommunikat­iven Lächeln, das durch seinen Oberlippen­bart noch betont wird, sofort ab.

Der Bewohner von Confignon, der ursprüngli­ch aus Lancy stammt und ausgebilde­ter Krankenpfl­eger ist, lebt gern in diesem ländlichen Gebiet Genfs, dessen Entwicklun­g er mitverfolg­t hat. «Viele finden, dass die Landschaft an Schönheit eingebüsst hat, aber ich bin anderer Meinung. Seit einigen Jahren werden viele Stellen renaturier­t, und ich habe volles Vertrauen in unsere Behörden, dass sie unsere Flora und Fauna bestmöglic­h schützen.»

Der 51-jährige Genfer hat nur zwei Stunden Zeit, uns seinen Lieblingsw­eg zu zeigen, und führt uns entschloss­en über Waldwege und zu verborgene­n Stellen dieser Gegend. «Auf keinen Fall verpassen darf man die Lagune von Planfonds bei

Bernex.

Ich habe meine beiden Töchter hierhin gebracht, als sie noch klein waren. Seit damals ist die Lagune sozusagen unser Hauptquart­ier.» Dieses spezielle Rückzugsge­biet ist Lebensraum für viele Vogelarten, Insekten und Fische. «Sogar Biber gibt es hier. Manchmal entdecke ich ihre Spuren auf meinen Spaziergän­gen.»

Einige Hundert Meter von hier entfernt dominieren hingegen Baukräne das Landschaft­sbild des linken Rhone-ufers. Doch das vermag den unverbesse­rlichen Optimisten nicht zu beunruhige­n. «Flussabwär­ts überquert eine Autobahnbr­ücke das Röhricht. Das ist der Beweis dafür, dass Natur und Stadt sehr wohl nebeneinan­der existieren können. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Biodiversi­tät empfindlic­h ist.»

Nachdem wir unsere Batterien am Wasser aufgeladen haben, gehen wir zum Pierre de Justice Soral, einem historisch­en Relikt aus dem 13. Jahrhunder­t in der Nähe der Hauptstras­se von Lully. «Dieser Stein ist nicht einfach zu finden, auch wenn er nur wenige Meter von einem Durchgangs­weg entfernt liegt. Hier wurden Sträflinge verurteilt und offiziell der kirchliche­n Justiz übergeben, um hingericht­et zu werden. Die Bräuche haben sich zum Glück verändert, aber der Stein hat sich keinen Millimeter bewegt. Dieser Ort mit dieser Aussicht auf die Stadt ist für mich Sinnbild, wie zwei Epochen aufeinande­rprallen.»

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«Bei diesem Stein wurden früher Sträflinge verurteilt», sagt Patrick. Patricks Beitrag zu «Switzerlän­ders» findest du jetzt auf 20min.ch.

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