«Die Geschichte unseres Landes ist von unschätzbarem Wert»
Patrick Millot kennt jeden Winkel des Genfer Hinterlands. Der freiwillige Feuerwehrmann lässt sich immer wieder von der der Landschaft begeistern.
«Wir Genfer werden häufig als Nörgler bezeichnet. Da muss ich euch enttäuschen: Mich könnt ihr nicht in diese Schublade stecken.» Das nimmt man Patrick Millot mit seinem kommunikativen Lächeln, das durch seinen Oberlippenbart noch betont wird, sofort ab.
Der Bewohner von Confignon, der ursprünglich aus Lancy stammt und ausgebildeter Krankenpfleger ist, lebt gern in diesem ländlichen Gebiet Genfs, dessen Entwicklung er mitverfolgt hat. «Viele finden, dass die Landschaft an Schönheit eingebüsst hat, aber ich bin anderer Meinung. Seit einigen Jahren werden viele Stellen renaturiert, und ich habe volles Vertrauen in unsere Behörden, dass sie unsere Flora und Fauna bestmöglich schützen.»
Der 51-jährige Genfer hat nur zwei Stunden Zeit, uns seinen Lieblingsweg zu zeigen, und führt uns entschlossen über Waldwege und zu verborgenen Stellen dieser Gegend. «Auf keinen Fall verpassen darf man die Lagune von Planfonds bei
Bernex.
Ich habe meine beiden Töchter hierhin gebracht, als sie noch klein waren. Seit damals ist die Lagune sozusagen unser Hauptquartier.» Dieses spezielle Rückzugsgebiet ist Lebensraum für viele Vogelarten, Insekten und Fische. «Sogar Biber gibt es hier. Manchmal entdecke ich ihre Spuren auf meinen Spaziergängen.»
Einige Hundert Meter von hier entfernt dominieren hingegen Baukräne das Landschaftsbild des linken Rhone-ufers. Doch das vermag den unverbesserlichen Optimisten nicht zu beunruhigen. «Flussabwärts überquert eine Autobahnbrücke das Röhricht. Das ist der Beweis dafür, dass Natur und Stadt sehr wohl nebeneinander existieren können. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Biodiversität empfindlich ist.»
Nachdem wir unsere Batterien am Wasser aufgeladen haben, gehen wir zum Pierre de Justice Soral, einem historischen Relikt aus dem 13. Jahrhundert in der Nähe der Hauptstrasse von Lully. «Dieser Stein ist nicht einfach zu finden, auch wenn er nur wenige Meter von einem Durchgangsweg entfernt liegt. Hier wurden Sträflinge verurteilt und offiziell der kirchlichen Justiz übergeben, um hingerichtet zu werden. Die Bräuche haben sich zum Glück verändert, aber der Stein hat sich keinen Millimeter bewegt. Dieser Ort mit dieser Aussicht auf die Stadt ist für mich Sinnbild, wie zwei Epochen aufeinanderprallen.»