«Es stimmt nicht, dass Genf ein Ort ohne Seele ist»
Die Studentin Caroline Haake sieht das Glück im Alltäglichen. Sie entdeckt Genf durch die Kamera.
«Endlich raus aus der Bibliothek! Auf diesen Moment habe ich den ganzen Tag gewartet.» Sobald Caroline Haake das Gebäude der Universität Genf verlässt, wo sie Psychologie studiert, lädt sie ihre Batterien auf und geniesst die Sonnenstrahlen. Jeden Tag macht sich die 24-Jährige nach den Vorlesungen auf den Weg zu ihrem Lieblingsort: dem Seeufer. «Ich brauche das, um zu träumen und zu relaxen.»
Trotz ihrer fröhlichen und kommunikativen Art kann sich die junge Frau am besten durch ihre Fotografie ausdrücken. Durch die Strassen schlendernd, sucht sie ungewöhnliche Momente in verborgenen Ecken, um sie fotografisch festzuhalten. Dabei lässt sie keine Ausrede gelten: «Selbst unter Stress verzichte ich nicht auf diesen Ausgleich. Ohne frische Luft für meinen Kopf kann ich mich nur schwer konzentrieren.» Eine Wolke, ein Licht, eine Spiegelung festhalten: So definiert Caroline Glück. Ihr Smartphone erledigt den Rest. «Auch wenn die Puristen jetzt vielleicht den Kopf schütteln: Ich bin mit der Qualität der Fotos zufrieden. Ausserdem habe ich keine Lust, einen grossen Apparat mitzuschleppen.»
Den Alltag verschönern ist so zum Lebensmotto von Caroline geworden. Sie hofft, dass der eine oder andere Post auf Instagram auch anderen Leuten guttut. «Ich habe kein besonders grosses Selbstbewusstsein. Aber ich habe die richtige Einstellung, um Emotionen rüberzubringen.»
Carolines Genf ist anders als das Klischee: «Es stimmt nicht, dass Genf ein Ort ohne Seele ist. Wir müssen nur wieder lernen hinzuschauen. Genf ist vielseitig. Man vergisst gern, dass man in nur einer Viertelstunde auf den Feldern neben Kühen und Schafen steht.»
Als unser Stadtrundgang zu Ende geht, verrät sie uns, dass sie sich gut als Touristenführerin vorstellen könnte. «Ich habe einen Karriereplan B, falls das mit der Psychologie nicht klappt», meint sie lächelnd. Carolines Videobeitrag zu «Switzerländers» findest du auf: 20min.ch