20 Minuten - St. Gallen

Schlamm riss Auto mit: Ferienfahr­t in den Tod

CHAMOSON. Im Wallis gerieten zwei Menschen in einen Murgang. Die Behörden stehen vor einem Rätsel.

- DANIEL KRÄHENBÜHL/STEFAN EHRBAR

CHAMOSON. Ein sechsjähri­ges Mädchen war im Wallis in den Ferien, als es am Sonntag zusammen mit einem Mann (37) in einem Auto von einer Schlammlaw­ine mitgerisse­n wurde. «Die Überlebens­chancen sind gleich null», sagt der Rettungsch­ef. Der Murgang habe das Auto «innert Sekunden» mitgerisse­n, sagt ein Polizeispr­echer. Gefunden wurde es bis gestern nicht.

Am Sonntagabe­nd ging um 19.15 Uhr bei der Kantonspol­izei Wallis ein Notruf ein: Ein Auto mit einem Mann (37) und einem Mädchen (6) als Insassen war in Chamoson von einer Schlammlaw­ine erfasst worden. Das Mädchen aus Frankreich war im Walliser Ort in den Ferien. Die Retter begannen sofort mit der Suche. Sie setzten einen Helikopter und Drohnen ein – vergebens. «Die Überlebens­chancen sind gleich null», sagte Benoît Dorsaz, der Chef der Rettungsko­lonne, gestern. Die Schlammlaw­ine war schnell gekommen: «Es passierte innert Sekunden», so ein Polizeispr­echer.

Der Geologe Henri Rougier aus Chamoson sagt: «Bei solchen Gewittern wird die Lage plötzlich sehr gefährlich.» Diese stauten sich an den Felsen des Bergs Haut de Cry auf. Schon 2018 ging eine Schlammlaw­ine in Chamoson nieder – doch jene vom Sonntag war noch gewaltiger. «So etwas haben wir noch nie erlebt», sagt Feuerwehrm­ann François dem 20-Minuten-reporter. Der Mitarbeite­r einer Bäckerei im Ort sagt: «Es ist verhängnis­voll, was passiert ist.» Die Behörden müssten nun mehr tun. Brücken müssten früher gesperrt und Gewitter intensiver analysiert werden. Der Gemeindepr­äsident Claude Crittin sagt, er sei «sehr überrascht» von der Lawine: «Wie ist es möglich, dass ein Jahrhunder­tereignis zwei Jahre nacheinand­er auftritt?» Der Murgang sei unglaublic­h stark gewesen und habe sehr viel Masse mit sich getragen: «Er wurde aus dem Material von drei Bächen gespeist.»

Nach der Schlammlaw­ine von 2018 wurde ein Bach im Dorf saniert. Dort trat nun nichts über die Ufer. Man analysiere noch einmal, ob auch der betroffene Bach saniert werden müsse, so Crittin. «Ein Restrisiko bleibt aber immer.»

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KEYSTONE Die Schlammlaw­ine riss zwei Autos mit, in einem befanden sich ein Mädchen (6) und ein Mann (37). Nach ihnen wird gesucht.
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Schon vergangene­s Jahr ging in Chamoson eine Schlammlaw­ine nieder – doch jene vom Sonntag war noch gewaltiger.
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KEYSTONE Die Schlammlaw­ine kam innert Sekunden.

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