Chef macht mehr Ferien als Mitarbeiter – ist das fair?
ZÜRICH. Firmenchef Wim Ouboter macht jährlich drei Monate Ferien. Davon würden auch die Mitarbeiter profitieren.
12 Wochen Ferien gönnt sich Wim Ouboter, Chef der Micro Mobility Systems AG. «Aus den Ferien zurück, gebe ich wieder alles für den Betrieb», sagt Ouboter. Die Verzögerung der Lancierung des Elektroautos Microlino habe nichts mit seinen Ferien zu tun, sondern mit noch hängigen rechtlichen Problemen. «Das Leben ist zu kurz. Niemand liegt auf dem Sterbebett und sagt, er bereue, zu wenig gearbeitet zu haben.»
Auch auf seine Mitarbeiter wirke sich das Ferienmodell positiv aus. Das Überlassen des Betriebs sei ein Vertrauensbeweis, die Mitarbeiter würden selbstständiger. Für diese gilt aber die 5Wochenferienregelung. Ouboter empfiehlt laut der «Zürichseezeitung» sein Ferienmodell anderen Firmenchefs unter Voraussetzungen weiter: «Es ist Charaktersache, ob das funktioniert. Man muss Verantwortung übertragen können und Vertrauen schaffen.» Dagegen betont Alexandra Cloots, Ökonomieprofessorin an der FHS St. Gallen: «Es gibt Betriebe, in denen sich die Mitarbeiter genauso selbstständig fühlen, wenn der Chef anwesend ist.» Mehr Ferien für den Chef sei auch eine Art Ungleichgewicht. Damit dieses auf Akzeptanz stosse, brauche es eine entsprechende Firmenkultur: «Wichtig ist, dass alle Angestellten genau über die Ferienregelungen informiert sind.»
Hansulrich Bigler, Direktor Gewerbeverband Schweiz, sieht für das Betriebsklima keine Probleme: «Wenn man in Firmen Kaderpositionen besetzt, sind Sonderkonditionen natürlich einfach Teil des Packages.»