20 Minuten - St. Gallen

Armeechef Rebord will Transmensc­hen in RS

BERN. Armeechef Philippe Rebord will mehr Frauen in die Armee locken. Gegenüber Trans-menschen ist er offen.

- DANIEL KRÄHENBÜHL/DANIEL WALDMEIER Das ganze Interview auf 20min.ch

BERN. Wer eine Geschlecht­sumwandlun­g machte, fiel bei der Aushebung bislang durch. Doch jetzt sagt Armeechef Philippe Rebord im Interview: «Auch Transmensc­hen haben ein Anrecht, Dienst zu leisten, wenn alle Voraussetz­ungen erfüllt sind.» Ausgelöst hat die Debatte der Fall von Transmann Ellyot (21): Dieser will unbedingt in die RS, wurde aber für untauglich erklärt.

Herr Rebord, Sie haben die «RS light» mit kürzeren Märschen und Turnschuhe­n eingeführt. Ist die RS attraktive­r geworden?

Es ist keine «RS light». Wir wollen die Soldaten schrittwei­se fit machen. Dies führt zu weniger Unfällen und weniger medizinisc­hen Entlassung­en aus der RS. Das reicht aber noch nicht, um die RS attraktive­r zu machen. Die Armee muss im Verband eine Leistung erbringen. Damit ist die Handlungsf­reiheit des Einzelnen eben beschränkt. Militärärz­te haben einen Transmann auf Basis eines Passus im medizinisc­hen Handbuch für doppelt untauglich erklärt, obwohl er die medizinisc­hen Tests bestanden hat. Was sagen Sie dazu?

Ich werde das Thema intern diskutiere­n. Der Mann hat einen Rekurs eingelegt, und eine Sonderkomm­ission wird sich damit befassen. Grundsätzl­ich bin ich der Meinung, dass auch Transmensc­hen ein Anrecht haben, Dienst zu leisten, wenn sie alle Voraussetz­ungen erfüllen. Das Handbuch werden wir überarbeit­en.

Ein Militärarz­t soll ihm gesagt haben, andere Rekruten könnten ihn mobben. Fehlt die Akzeptanz in der Armee?

Nein. Ich sehe kein Problem. Die Jungen sind sehr offen. Wir legen viel Wert auf Diversity-management, auch in der Ausbildung unserer Kompanieko­mmandanten.

Sind solche Schlagzeil­en schlecht fürs Image der Armee, weil sie dann als rückwärtsg­ewandt gilt?

Ich sehe darin vor allem eine Chance. Wir müssen jetzt über die Bücher gehen und einem Bürger eine Antwort geben, der seine Bürgerpfli­chten erfüllen will.

Ein Potenzial für die Armee sind auch Frauen. Denken Sie, dass diese in 15 Jahren Dienst leisten müssen?

Das ist eine politische Frage. Ich wünsche mir aber ganz klar mehr Frauen in der Armee. Sie haben eine andere Art, wie sie auf die Bevölkerun­g zugehen. Das sehen wir in Kosovo, wo der Frauenante­il bei der Swisscoy bei 22 Prozent liegt. Über die ganze Armee sind es nur 0,7 Prozent.

Was muss man tun, um mehr Frauen anzulocken?

Der Orientieru­ngstag findet heute mit 18 Jahren spät statt. Wir müssen junge Frauen aber schon mit 15 oder 16 erreichen, damit sie sich ein Bild machen können. Und wir müssen, solange der Dienst für Frauen nicht obligatori­sch ist, mit Anreizen arbeiten. In Polen etwa gibt es für freiwillig­e Milizler Steuererle­ichterunge­n.

Sie treten Ende Jahr aus gesundheit­lichen Gründen zurück. Was sind Ihre Pläne?

Ich will vor allem keine Nostalgie über meine Karriere pflegen. Den Fokus werde ich auf meine Familie richten. Ich freue mich auf das Soziallebe­n: Für ein Konzertabo bleibt als Armeechef leider keine Zeit. Zudem will ich mich in sozialen Stiftungen einsetzen. Und: Ich habe meiner Frau versproche­n, bügeln zu lernen.

«Ich wünsche mir mehr Frauen in der Armee, sie haben eine andere Art, auf die Bevölkerun­g zuzugehen.» Philippe Rebord

 ??  ?? Der 62-jährige Armeechef Rebord tritt Ende Jahr zurück – und wird dann lernen zu bügeln. Das hat er seiner Frau versproche­n.
Der 62-jährige Armeechef Rebord tritt Ende Jahr zurück – und wird dann lernen zu bügeln. Das hat er seiner Frau versproche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland