«Ich fühlte mich total fehl am Platz»
ZÜRICH. Der Churer Mundart-newcomer Kaufmann meldet sich mit der EP «Dr Chüalschrank isch leer» zurück. Der 29-Jährige singt darin ganz offen über seine Depressionen.
Kaufmann, das sind deine ersten neuen Songs nach eineinhalb Jahren. War der Druck gross?
Erstaunlicherweise nicht. Das wäre vor kurzem noch anders gewesen.
Wieso?
Vor meinem Debütalbum bekam ich nie nur ansatzweise Aufmerksamkeit für meine Musik. Plötzlich lief ich auf SRF 3, war Vorband für Hecht, spielte am Openair St. Gallen – das hat mich überrumpelt. Ich hatte Selbstzweifel.
Der Erfolg hat dich nicht bestätigt?
Im Gegenteil. Ich fühlte mich total fehl am Platz und fand, alle anderen hätten es mehr verdient. Der Gedanke hat mir in den schönsten Momenten den Hals zugeschnürt. Als die Leute meine Songs mitsangen, verspürte ich vor lauter Panik einen Würgereiz und konnte mich kaum bewegen.
Was hat dir geholfen? Der Gedanke, dass nicht alles so gross und wichtig ist, wie wir meist denken. Dass wir alle unglaublich klein sind und alles eigentlich unbedeutend ist. Wichtig ist, dass ich Freude an meiner Musik habe. Ich muss weder gefallen noch mich verstellen.
Wie kamst du auf den
Ep-titel?
Ich habe mal gehört, dass man den Gemütszustand eines Menschen an seinem Zimmer ablesen kann. Ich denke, so ist es beim Kühlschrank auch. Wenn dieser leer ist, ist auch die Seele leer. So fühlen sich für mich Depressionen an. Ist die Musik deine Art, solche Gefühle zu verarbeiten?
Schon als Kind habe ich meine negativen Gedanken zu Papier gebracht – weil ich nie jemandem davon hätte erzählen können. Das mache ich noch heute. Manchmal entsteht dann eben sogar ein Song daraus.