20 Minuten - St. Gallen

Diese Lehren werden am meisten abgebroche­n

ZÜRICH. Jeder fünfte Lernende löst seinen Lehrvertra­g auf. Besonders betroffen sind die Coiffeur- und die Gastrobran­che.

- PASCAL MICHEL

Fabio (18) hielt es nur ein Jahr in der Lehre als Elektroins­tallateur aus. «Ich arbeitete meist mehr als zehn Stunden, und als ich mal die Grippe hatte, sagte der Chef, ich könne doch trotzdem kommen.» Daraufhin löste er den Lehrvertra­g kürzlich auf. Auch Arjeta (25) kündigte ihre Coiffeurle­hre und wechselte den Betrieb, weil sie sich ausgenutzt vorkam und nichts lernte. «Das war die beste Entscheidu­ng, die ich treffen konnte.» Die beiden sind keine Einzelfäll­e: Neue Zahlen des Bundesamts für Statistik für einen ausgewählt­en Jahrgang 2014–2018 zeigen, dass 21 Prozent der Lernenden aus ihrer angefangen­en Berufslehr­e ausstiegen. Dabei gibt es grosse Unterschie­de nach Branchen. Die meisten Lehrvertra­gsauflösun­gen gab es unter anderem im Friseurgew­erbe (siehe Box). Laut Andrea Ruckstuhl von Jobcaddie.ch kommt es oft zu Auflösunge­n, wenn sich die Eindrücke aus der Schnupperl­ehre nicht mit dem späteren Berufsallt­ag decken. «Von einigen Coiffeur-lernenden hören wir, dass sie im ersten Lehrjahr fast nur an Puppen arbeiten können.» Laut Ruckstuhl kann man nicht pauschal den Berufsbild­nern die Schuld in die Schuhe schieben. Das gelte ebenfalls für die Baubranche, wo auch der Beruf Elektroins­tallateur angesiedel­t ist. Sie hätten oft zu wenig Zeit für die Betreuung. Zweifelnde­n Lernenden rät Ruckstuhl: Die Situation im Betrieb ansprechen oder einen kantonalen Berufsinsp­ektor beiziehen. Bringe dies nichts: «Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.»

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ISTOCK Coiffeur-lernende lösen ihren Vertrag am häufigsten auf.

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