Diese Lehren werden am meisten abgebrochen
ZÜRICH. Jeder fünfte Lernende löst seinen Lehrvertrag auf. Besonders betroffen sind die Coiffeur- und die Gastrobranche.
Fabio (18) hielt es nur ein Jahr in der Lehre als Elektroinstallateur aus. «Ich arbeitete meist mehr als zehn Stunden, und als ich mal die Grippe hatte, sagte der Chef, ich könne doch trotzdem kommen.» Daraufhin löste er den Lehrvertrag kürzlich auf. Auch Arjeta (25) kündigte ihre Coiffeurlehre und wechselte den Betrieb, weil sie sich ausgenutzt vorkam und nichts lernte. «Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.» Die beiden sind keine Einzelfälle: Neue Zahlen des Bundesamts für Statistik für einen ausgewählten Jahrgang 2014–2018 zeigen, dass 21 Prozent der Lernenden aus ihrer angefangenen Berufslehre ausstiegen. Dabei gibt es grosse Unterschiede nach Branchen. Die meisten Lehrvertragsauflösungen gab es unter anderem im Friseurgewerbe (siehe Box). Laut Andrea Ruckstuhl von Jobcaddie.ch kommt es oft zu Auflösungen, wenn sich die Eindrücke aus der Schnupperlehre nicht mit dem späteren Berufsalltag decken. «Von einigen Coiffeur-lernenden hören wir, dass sie im ersten Lehrjahr fast nur an Puppen arbeiten können.» Laut Ruckstuhl kann man nicht pauschal den Berufsbildnern die Schuld in die Schuhe schieben. Das gelte ebenfalls für die Baubranche, wo auch der Beruf Elektroinstallateur angesiedelt ist. Sie hätten oft zu wenig Zeit für die Betreuung. Zweifelnden Lernenden rät Ruckstuhl: Die Situation im Betrieb ansprechen oder einen kantonalen Berufsinspektor beiziehen. Bringe dies nichts: «Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.»