Nur «Superheldinnen» sind schneller
LIENZ. Michelle Gisin wird im Slalom von Lienz Dritte, Mikaela Shiffrin feiert ihren 64. Weltcupsieg.
Nach dem ersten Slalomlauf gestern in Lienz (Ö) hatte wenig auf einen Schweizer Podestplatz hingedeutet: Wendy Holdener war 7., Michelle Gisin 8.
Im zweiten Lauf fädelte Holdener ein, doch Gisin preschte nach vorne und fuhr als Dritte erstmals im Weltcup auf ein Slalom-podest. Nur zwei «Superheldinnen», wie sie Gisin betitelte, waren schneller. Mit Loïc Meillard wurde auch bei den Männern in der Kombination von Bormio ein Schweizer Dritter.
Wendy Holdener ahnte es wohl. Im Ziel leuchtete es grün, sie verdrängte Michelle Gisin von der Spitze, der Jubel aber, er blieb verhalten. Denn Holdener hatte – kaum sichtbar – im Zielhang eingefädelt und wurde nachträglich disqualifiziert. Die Schwyzerin musste Platz machen, immerhin durfte sie den Leaderstuhl Gisin überlassen. Deren Gefühlslage im Ziel war schon davor merklich anders, der Jubel über zwei gute Läufe gross, die Erleichterung sicht- und vor allem hörbar.
Eines ging im ganzen Trubel um den Wechsel auf diesem Sessel etwas unter: Gisin hatte kaum Platz genommen, als Fahrerin um Fahrerin scheiterte und nur noch drei oben am Start standen. Mikaela Shiffrin, die Dominatorin, dazu Petra Vlhova und Nina Haver-loeseth. Zuerst scheiterte die Norwegerin klar und sicherte damit Gisins ersten Slalompodestplatz der Karriere. Die Tränen bei der Engelbergerin flossen schon, da waren Vlhova und Shiffrin noch gar nicht unten.
Die Gratulationen, die Gisin da erhielt, nahm sie trotzdem gern entgegen. Am Ende war es Rang 3, weil ihr Vlhova über eine Sekunde abnahm. Und weil Shiffrin einen draufsetzte. Die Us-amerikanerin gewann auf den Tag genau acht Jahre nach ihrem ersten Podestplatz ebenfalls in Lienz ihr 64. Weltcuprennen. Gisin sagte, Vlhova und Shiffrin seien Superheldinnen. «Ich habe mich gefühlt, als hätte ich mich verlaufen und wäre zufällig neben den beiden auf dem Podest gelandet.»
Mit Aline Danioth (21) sorgte eine weitere Schweizerin für ein Karrierebestresultat im Slalom – sie wurde Siebte.