Geld & Sex: Nonne und Mönch reden Klartext
Schwester Mirjam (60) und Pater Thomas (35) leben im Kloster. In der Serie «Klartext» äussern sie sich zu Zölibat und Shopping.
Was vermissen Sie als Nonne und Mönch an der Welt da draussen?
Pater Thomas Fässler: Manchmal vermisse ich die Selbstbestimmtheit. In den Ferien geniesse ich es, zu kaufen und zu kochen, worauf ich gerade Lust habe. Schwester Mirjam Oeschger: Manchmal vermisse ich das Reisen. Aber die Struktur im Klosteralltag finde ich gut, weil sie Halt gibt.
Wie schwer ist es, den Zölibat zu leben?
Pater: Es gibt Momente, in denen ich es vermisse, eine Partnerschaft führen zu dürfen. Aber selbst wenn man eine intime Zweierbeziehung lebt, heisst das noch lange nicht, dass man alles hat. Schwester: Eine Partnerschaft vermisste ich als junge Schwester mehr als heute. Ich selbst wollte nie Kinder.
Gibt es Dinge, die Ihnen an der Kirche Mühe machen?
Schwester: Mir machen Hierarchie und Machtgehabe in der Kirche Mühe. Und dass Frauen zu wenig Kompetenzen haben. Auch missfällt mir, wenn Kirchenvertreter Menschen aus Randgruppen, Andersdenkende und Homosexuelle verurteilen – dieses Recht haben wir nicht.
Was bedeutet Ihnen Mode?
Pater: Ich trage immer das gleiche Gewand, deshalb erübrigt sich das Shoppen von Kleidern weitgehend. Es ist auch befreiend, sich nicht jedem Modetrend unterwerfen zu müssen.
Vergibt Gott auch Schwerverbrechern ihre Sünden?
Pater: Gott nimmt ernst, was geschehen ist. Aber wir glauben auch daran, dass Gottes Barmherzigkeit grenzenlos ist.
Finden Sie, dass das Christentum über den anderen Religionen steht?
Schwester: Der Wert der Religionen darf nicht in einer Hierarchie erklärt werden. Der gegenseitige Respekt ist wichtig. Das Christentum aber ist für mich das Richtige.