Garagisten zittern vor Online-autohandel
ZÜRICH. Amag lanciert einen Onlineshop. Kleine Garagisten befürchten einen Verdrängungskampf.
Der Autoriese der Schweiz bringt die kleinen Händler ins Schwitzen: Im März lanciert die Amag ein eigenes Online-verkaufsportal mit Topmarken wie VW, Audi oder Skoda. Experten gehen davon aus, dass bald globale Player wie Amazon folgen. Online seien deutlich tiefere Preise möglich. Die kleinen Garagisten fürchten, dass sie aus dem Markt verdrängt werden.
Der grösste Autohändler der Schweiz steigt ins Onlinegeschäft ein. Anfang März eröffnet Amag Retail im Zuge eines Websiterelaunches ein Onlineverkaufsportal. Mit den Amagmarken VW, Audi, Seat und Skoda kommen einige der meistverkauften Brands der Schweiz ins Web. Der Shop soll 6500 Lagerfahrzeuge, Vorführwagen und auch Occasionen bieten. Die kleinen Autohändler scheinen eingeschüchtert zu sein vom Grosshändler. Ein Garagist, der anonym bleiben will, befürchtet eine Verdrängung der kleinen Anbieter. Ein weiterer sagt: «Schlechter kann es uns ohnehin nicht
mehr gehen, die Marge ist schon jetzt kaputt.» Die meisten Garagisten glauben aber nicht an den Onlinetrend in der Branche. «Das Auto ist emotional, das wollen Kunden in der Schweiz vor dem Kauf sehen und riechen», sagt einer. Modelle ab Stange könn
ten Kunden problemlos online kaufen, doch sobald sie Anpassungen wünschten, werde es online zu komplex.
Tatsächlich betrug der Onlineanteil am Neuwagenverkauf in der Schweiz im vergangenen Jahr nur knapp 2 Prozent, wofür vor allem Tesla verantwortlich zeichnet. Der Ushersteller verkauft seine Autos nur online. Auf das Nachfragepotenzial angesprochen, verweist Amagsprecher Dino Graf auf den Onlinetrend beim Autokauf in den USA und Asien. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt auch an den Trend: «Online ist im Gebrauchtwagenhandel schon Standard.» Die Kosten im Web seien tiefer, damit seien deutlich günstigere Angebote möglich. Die Amag sagt noch nichts zu den Preisen.
Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssten Autohändler ihr Vertriebsmodell neu definieren. Sie sollten stärker auf Werkstattdienste setzen, denn die Konkurrenz werde noch grösser: «Unternehmen wie Amazon werden auch in den Autovertrieb einsteigen», sagt Dudenhöffer.