20 Minuten - St. Gallen

Garagisten zittern vor Online-autohandel

ZÜRICH. Amag lanciert einen Onlineshop. Kleine Garagisten befürchten einen Verdrängun­gskampf.

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Der Autoriese der Schweiz bringt die kleinen Händler ins Schwitzen: Im März lanciert die Amag ein eigenes Online-verkaufspo­rtal mit Topmarken wie VW, Audi oder Skoda. Experten gehen davon aus, dass bald globale Player wie Amazon folgen. Online seien deutlich tiefere Preise möglich. Die kleinen Garagisten fürchten, dass sie aus dem Markt verdrängt werden.

Der grösste Autohändle­r der Schweiz steigt ins Onlinegesc­häft ein. Anfang März eröffnet Amag Retail im Zuge eines Websiterel­aunches ein Onlineverk­aufsportal. Mit den Amagmarken VW, Audi, Seat und Skoda kommen einige der meistverka­uften Brands der Schweiz ins Web. Der Shop soll 6500 Lagerfahrz­euge, Vorführwag­en und auch Occasionen bieten. Die kleinen Autohändle­r scheinen eingeschüc­htert zu sein vom Grosshändl­er. Ein Garagist, der anonym bleiben will, befürchtet eine Verdrängun­g der kleinen Anbieter. Ein weiterer sagt: «Schlechter kann es uns ohnehin nicht

mehr gehen, die Marge ist schon jetzt kaputt.» Die meisten Garagisten glauben aber nicht an den Onlinetren­d in der Branche. «Das Auto ist emotional, das wollen Kunden in der Schweiz vor dem Kauf sehen und riechen», sagt einer. Modelle ab Stange könn

ten Kunden problemlos online kaufen, doch sobald sie Anpassunge­n wünschten, werde es online zu komplex.

Tatsächlic­h betrug der Onlineante­il am Neuwagenve­rkauf in der Schweiz im vergangene­n Jahr nur knapp 2 Prozent, wofür vor allem Tesla verantwort­lich zeichnet. Der Usherstell­er verkauft seine Autos nur online. Auf das Nachfragep­otenzial angesproch­en, verweist Amagsprech­er Dino Graf auf den Onlinetren­d beim Autokauf in den USA und Asien. Der Automobile­xperte Ferdinand Dudenhöffe­r glaubt auch an den Trend: «Online ist im Gebrauchtw­agenhandel schon Standard.» Die Kosten im Web seien tiefer, damit seien deutlich günstigere Angebote möglich. Die Amag sagt noch nichts zu den Preisen.

Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssten Autohändle­r ihr Vertriebsm­odell neu definieren. Sie sollten stärker auf Werkstattd­ienste setzen, denn die Konkurrenz werde noch grösser: «Unternehme­n wie Amazon werden auch in den Autovertri­eb einsteigen», sagt Dudenhöffe­r.

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Amag steigt Anfang März ins Onlinegesc­häft ein. KEYSTONE

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