«Der Gummi war leer. Wir haben beide den Orgasmus gefakt»
ZÜRICH. Ella hat Erfahrung mit gespielten Höhepunkten. Yannick offenbar auch.
Ich stehe dazu: Wenn es mir zu lange dauert im Bett oder meine Vagina wund wird, täusche ich einen Orgasmus vor. Der Effekt ist erstaunlich: Der gegenwärtige Bettpartner intensiviert seine Bewegungen, setzt ein stolzes und verbissenes Grinsen auf (das Grinsen bedeutet: Ich bin der Geilste, sie ist gekommen! Aber auch: Gopf, Sie war zuerst!) und spritzt ab. Bäm, Sex zu Ende, endlich Entspannung für meine verkrampften Beine.
Logisch finde ich das als Feministin eigentlich nicht gut! Wir Frauen sollten den «Orgasm Gap» 2020 endlich überwunden haben und uns nur Männern hingeben, die den Unterschied zwischen einer Klitoris und einer Cranberry kennen. Schaffen sie nicht, uns zum Höhepunkt zu bringen, sollen sie sich halt ein Youtube-tutorial reinzwitschern und nicht noch mit einer schauspielerischen Leistung belohnt werden.
Normalerweise fake ich nur bei Typen, mit denen ich garantiert nie mehr im Bett landen werde. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Eines Tages lag ich mit Yannick unter der Decke. Wir konnten nicht genug voneinander kriegen – aber zum Orgasmus kam ich trotzdem nicht.
Irgendwann dauerte es mir zu lange und so begann ich, laut zu stöhnen. Yannick fragte mich, ob wir gleichzeitig kommen wollten. Ich nickte, und als ich aufschrie, tat Yannick das Gleiche. Kurz darauf lagen wir in den Kissen und lächelten uns selig an.
Nachdem Yannick sich verabschiedet hatte und ich mit klopfendem Herzen zurückgeblieben war, fiel mein Blick auf das Kondom. Ich nahm das Corpus Delicti und stürmte zu Lars ins Zimmer. Als Mann, der Sex mit Männern hat, ist er in unserer WG der Spermaexperte. Mit seinem Handylicht durchleuchteten wir den Gummi Millimeter für Millimeter, dann nahm mich Lars in die Arme. Es gab keinen Zweifel: Das Kondom war leer, leerer als mein Bankkonto am Monatsende. Wir hatten beide gefakt.