Tessiner fühlen sich im Stich gelassen
BELLINZONA. Die Ausbreitung des Coronavirus in Italien besorgt die Tessiner. Sie fordern mehr Informationen und Grenzkontrollen.
Während in Norditalien Dörfer wegen des Coronavirus abgeriegelt werden, herrscht in Bellinzona Fasnachtsstimmung: Kinder werfen Konfetti, Jugendliche grölen Schlagerhits. Doch die Nachrichten aus Italien sorgen auch hier für Gesprächsstoff: «Klar, habe ich Angst», sagt Mario Rossi, der aus Bergamo angereist ist. «Die Menschen haben Angst, ihre Häuser zu verlassen.»
Federica aus Lugano sorgt sich, dass die Schweizer Behörden nicht genug unternehmen: «Ich habe gelesen, dass sie gar nichts tun wollen. Temperaturkontrollen an der Grenze wären sinnvoll», findet sie. «Viele Gäste sprechen besorgt über die jüngsten Entwicklungen», so Kellner Manuel Alvez. Ihn störe, dass die Behörden bisher kaum informiert hätten. «Wir bekommen die Infos nur aus den Medien. Die Menschen müssen doch wissen, wie sie sich verhalten sollen», findet Alvez. Noch einen Schritt weiter geht Arturo Di Mare aus Neapel: «Italien hat es verpasst, die Grenzen rechtzeitig zu schliessen. Jetzt haben wir den Schlamassel.» Die Schweiz sollte das besser machen: «Ihr solltet jetzt die Grenzen dichtmachen. Auch wenn es vermutlich schon zu spät ist.» Nicht alle wollen aber in Panik verfallen: Der 84-jährige Christian Jäger macht sich gar keine Sorgen: «Wer ein gutes Immunsystem hat, hat nichts zu befürchten. In ein paar Monaten wird das ganze Tamtam wieder vergessen sein.»
«Meine Familie hat grosse Angst. Italien hätte die Grenzen schon im Dezember schliessen müssen, jetzt ist es zu spät. Die Schweiz könnte die Grenzen jetzt noch dichtmachen.» Vincenzo aus Neapel
«Ich habe grosse Angst. Doch es bringt nichts, sich jetzt zu Hause zu verkriechen. Wir sollten unser Leben geniessen, solange wir noch können.» Maela, Lugano
«Solange in der Schweiz keine Fälle bekannt sind, haben wir nicht gross Angst. Grenzkontrollen fänden wir aber gut.» Giada und Max aus Stabio